Kollaps. Die Enden der Wirklichkeit

Dr. Andreas Weber
Kollaps. Die Enden der Wirklichkeit

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Donnerstags, 17-20:30 Uhr s.t., circa 14tägig, 7 Termine: 11.4., 2.5., 9.5., 13.6., 20.6., 4.7., 11.7.2019
Hardenbergstr. 33, Raum 004

Seit es Zivilisation gibt, gibt es auch Erzählungen über deren Ende. Und seit es Zivilisationen gibt, enden diese. Derzeit kommt beides in Echtzeit zusammen: Nach Meinung der meisten Atmosphärenphysiker und Ökologen befindet sich die Biosphäre im Zusammenbruch. Sie durchläuft eine „Sechste Aussterbewelle“, deren Ausmaß durch die beginnende Klimakatstrophe exponentiell verstärkt wird. Die UN-Umweltorganisation UNEP und der Weltklimarat IPCC geben der Menschheit noch zehn Jahre Zeit. Bis dahin müssen wir unsere industriellen und sozialen Systeme vollständig umgestellt haben, um die Wirklichkeit zu bewahren, wie wir sie kennen. Das Seminar möchte diese Stränge – die Fantasie über den „Kollaps“ und die sich in Echtzeit ereignenden Brüche in unserer Welt – zusammen betrachten. Geleitet von Jared Diamonds „Kollaps“ und Danowski/de Castros „Enden der Welt“ werden wir Kollaps-Szenarien und -Kennzeichen herausarbeiten, bewerten und imaginieren. Im Seminar wollen wir uns so ein Bild der Idee des Kollaps machen, das zugleich wissenschaftlich wie poetisch instruiert ist – das aus Fantasie und Verkörperung besteht. Zur erfolgreichen Teilnahme gehört das Anfertigen einer künstlerischen Arbeit mit dem Titel „Kollaps“ (Essay, Kurzprosa, Hörspiel, Kurzfilm, Bild, Installation). Die Arbeiten werden zu Semesterabschluss gemeinsam im Foyer der UdK präsentiert.

Literatur:
Bringhurst I Robert & Zwicky, Jan: Learning to Die. Wisdom in the Age of Climate Crisis, 2018.
Butler, Octavia: Parable of the Sower, 1993.
Danowski, Deborah I Viveiros de Castro, Eduardo: The Ends of the World, 2015 (auch deutsch).
Diamond, Jared: Collapse, 2005 (auch deutsch).
Koenawa, Davi I Albert; Bruce: The Falling Sky. Words of a Yamomami Shaman, 2013.
Le Guin, Ursula: Always Coming Home, 1985.
Weisman, Alan: The World Without Us, 2007.
Filme:
Ferrara, Abel: 4:44, 2011 (Spielfilm)
Miller, George: Mad Max, 1979 (Spielfilm)
Smith, Chris: Collapse, 2009 (Dokumentarfilm)
von Trier, Lars: Melancholia, 2011 (Spielfilm)
Wenders, Wim: Bis ans Ende der Welt, 1991 (Spielfilm) und Das Salz der Erde, 2014 (Dokumentarfilm)

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßiges Erscheinen und aktive Mitarbeit, Anfertigen einer künstlerischen (Gruppen-)Arbeit.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: orientierend, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, artikulieren

Andreas Weber, geb. 1967, studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Er promovierte bei Hartmut Böhme (Berlin) und Francisco Varela (Paris). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, National Geographic, Die Zeit, mare, Greenpeace Magazin, oya. Weber lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, seinem Pudel Erbse und der Perserkatze Marcel in Berlin und Italien. In seinen literarischen Sachbüchern setzt sich Weber für eine Überwindung der mechanistischen Interpretation von Lebensphänomenen ein. Weber entwickelt eine neue Sicht des Lebendigen als Phänomen des fühlenden Selbstausdrucks und einer schöpferischen Ökologie. Organisches Dasein wird von ihm beschrieben als die kontinuierliche Selbsterschaffung fühlender, wertender und Bedeutung setzender Subjekte vor dem Hintergrund der Möglichkeit des Todes. Weitere Informationen unter www.autor-andreas-weber.de.