Gefühl“ versus „Technik“: Zum Verhältnis von „Form“ und „Inhalt“ im musikästhetischen Diskurs des 19. Jahrhunderts
Gerrit Bogdahn
Gefühl“ versus „Technik“: Zum Verhältnis von „Form“ und „Inhalt“ im musikästhetischen Diskurs des 19. Jahrhunderts
E-Seminar, Mittwochs 10-12 Uhr, wöchentlich ab 22.4.2020, online Kurs im digitalen Format, erste technische Probesitzung 22.4.2020, Bei Rückkehr zu Präsenzlehre Fasanenstr. 1B, Raum 212
Bitte um Anmeldung bis 28.4. unter gerrit.bogdahn@gmx.de. Dann erhalten Sie alle weiteren Informationen über die Seminarumsetzung.
Die in der romantischen Gefühlsästhetik wurzelnde Auffassung, dass Musik vornehmlich Trägerin und Mittlerin menschlicher Emotionen sei, prägt das allgemeine Musikverständnis bis in die Gegenwart. Doch schon im 19. Jahrhundert äußerten sich kritische Stimmen, allen voran der einflussreiche Musikästhetiker und -kritiker Eduard Hanslick, der in seiner wirkungsmächtigen Habilitationsschrift Vom Musikalisch-Schönem einräumte, Musik könne durchaus Erinnerungen an bestimmte Gefühle wecken, sie aber selber „darzustellen“ läge außerhalb ihrer Möglichkeiten. Musik bestünde an sich aus „tönend-bewegten Formen“ und müsse ohne außermusikalische Zutaten als Kunstform bestehen können. Das Verhältnis von „Form“ und „Inhalt“ geriet somit zur zentralen Streitfrage im musikästhetischen Diskurs des 19. Jahrhunderts, in dem augenscheinlich um die Vorherrschaft der „absoluten“ oder der „Programmmusik“ gestritten wurde. Eine solch verengende Darstellung ignoriert aber wesentliche Überschneidungen zwischen beiden Positionen. Weder dürften die Vertreter der „absoluten“ Musik es darauf angelegt haben, mit vollendetem Kompositionsvirtuosentum das Publikum lediglich durch abstrakte Formspielereien zu beeindrucken, noch erschienen die tradierten Formen den „Neudeutschen“ als vollkommen obsolet. Bitte melden Sie sich zu allen Veranstaltungen wie im jeweiligen Ankündigungstext angegeben an! 13 Das Seminar „Gefühl“ versus „Technik“ ist darauf ausgelegt, die vergröbernde Auffassung des „Parteienstreits“ der musikalischen Romantik zu differenzieren und den Fokus auf die Gewichtung einzelner Aspekte zu legen. Aus dem Studium zentraler musikästhetischer Schriften des 19. Jahrhunderts sollen wesentliche Erkenntnisse über die entscheidenden Fragen der jeweiligen Musikanschauung gewonnen und anschließend am Beispiel ausgewählter Kompositionen exemplifiziert und diskutiert werden.
Literaturhinweise:
Schlüter, Bettina: Hintergrund-Wissen. Erik Satie und seine Musique d’Ameublement, in: Jens Schröter u.a. (Hgg.): Ambient. Ästhetik des Hintergrunds, Wiesbaden 2018 (= Neue Perspektiven der Medienästhetik), S. 29–53. Mark Edward ACHTERMANN: Yes, but is it music? Brian Eno and the definition of ambient music, in: Sean Albiez u. David Pattie Brian Eno (Hgg.): Oblique Music, London u. New York 2016, S. 85–104.
Gerrit Bogdahn studierte Schlagzeug an der Musikhochschule Lübeck und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er 2015 mit dem Master of Arts abschloss. Seit April 2017 ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und promoviert über Leben und Werk des Komponisten Paul von Klenau. Er unterrichtete an der Musikhochschule Hanns Eisler sowie der Humboldt-Universität zu Berlin und ist im Sommersemester 2019 wieder als Lehrbeauftragter an der Universität der Künste tätig.
Forschungsschwerpunkte
Haupt- und Nebenwege der "Moderne" 1900-1945, US-amerikanische und europäische Filmmusik und Filmmusikpraxis seit 1900, Kulturpolitik des 3. Reiches mit Schwerpunkt Musik und Film.