Urban Nature Writing (E-Seminar)

Ariadne von Schirach
Urban Nature Writing

E-Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
6 Präsenz-Termine / Video Sessions á 4,5 Stunden: Freitags, 14 – 18:30, am 15.5., 29.5., 5.6., 12.6., 19.6.2020 plus X
ACHTUNG: Start wurde um eine Woche nach hinten verschoben und beginnt nun am 15.5.2020
ACHTUNG: Termin am 22.5. fällt wegen Krankheit aus! Termin wird nachgeholt!


Fast 200 Jahre sind vergangen, seit der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau in eine einsame Blockhütte in den Wäldern zog, um dort ein einfaches und unabhängiges Leben in der Natur zu führen. Dieser Rückzug ist angesichts moderner Herausforderungen wie Beschleunigung, Konsumsucht oder digitaler Überforderung immer noch Sehnsuchtsphantasie gestresster Städter. Doch hinter diesen weltflüchtigen Träumereien steckt zugleich die antike Trennung von Kultur und Natur; ein Verhältnis, dass besonders angesichts der Klimakrise neu zu denken und zu leben gilt. Aus diesem Grund suchen wir die Natur nicht „irgendwo da draußen“, sondern genau dort, wo wir sind: in der Stadt.
Ob Blumen und Pflanzen im öffentlichen Raum oder Spuren stadtlebender Tiere – auch wir sind auf vielfache Weise mit Fauna und Flora verbunden. Ebenso wie miteinander; ein Umstand, den uns die Coronakrise auf sehr konkrete Weise vor Augen führt. Obwohl es nicht möglich ist, gemeinsame Exkursionen durchzuführen, können wir gemeinsame Erfahrungen machen und dabei vermessen, welche Knotenpunkte menschlichen und nichtmenschlichen Lebens vor unserer eigenen Haustür wahrzunehmen sind.
Nach einem gemeinsamen Auftakt, bei dem wir das Genre genauer erfassen, lassen wir uns in fünf Sitzungen von Klassikern der Naturbeschreibung inspirieren: Wir trauen unseren Sinnen mit Francesco Petrarca, erfassen die Natur um uns herum mit Alexander von Humboldt und entdecken uns selbst als Resonanzraum aller Wahrnehmung mit Henry David Thoreau. Der Stille in der Natur nähern wir uns mit Nan Shepard, und von dem japanischen Dichter Matsuo Bashō lassen wir uns abschließend zu einer poetischen Antwort auf das Wahrgenommene anstiften.

Wir treffen uns am ersten Seminarfreitag zunächst auf Zoom. Nach der eigenständigen Lektüre der bereitgestellten Texte am Anfang der Seminarzeit folgt eine gleichzeitige, aber je individuell gemachten Naturerfahrung, wo und wie es einem gerade möglich ist, und eine daran anschließende Schreibübung, die wir danach gemeinsam online besprechen. Alle Aktivitäten finden zu den angegebenen Seminarzeiten statt. Zum Scheinerwerb berechtigt die Lektüre zusammen mit der Anwesenheit zu den Seminarzeiten inklusive Teilnahme an den Schreibübungen.

Literatur:
Bashō, Matsuo: Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland.
Fischer, Ludwig: Natur im Sinn. Naturwahrnehmung und Literatur.
Goldstein, Jürgen: Naturerscheinungen. Die Sprachlandschaften des Nature Writing.
Thoreau, Henry David: Walden: oder das Leben in den Wäldern.
von Humboldt, Alexander: Ansichten der Natur.
Petrarca, Francesco: Die Besteigung des Mount Ventoux.
Shepard, Nan: Der lebendige Berg.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein:
Regelmäßige Mitwirkung am Seminar, Lektüre der Texte, Anwesenheit zu den Seminarzeiten sowie Teilnahme an den Schreibübungen.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: politisch, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: artikulieren, transformieren

Ariadne von Schirach arbeitet als freie Autorin, Kritikerin und Dozentin an verschiedenen Universitäten.  2007 veröffentlichte sie ihr erstes Buch "Der Tanz um die Lust".  2014 erschien „Du sollst nicht funktionieren. Für eine neue Lebenskunst" im Tropen-Verlag, ihr drittes Buch „Ich und Du und Müllers Kuh. Kleine Charakterkunde für alle, die sich selbst und andere besser verstehen wollen“ publizierte sie 2016 bei Klett-Cotta. 2019 erschien „Die psychotische Gesellschaft. Wie wir Angst und Ohnmacht überwinden“ im Tropen Verlag. Ende 2019 veröffentlichte sie den Essay „Lob der Schöpfung. In Verteidigung des irdischen Glücks.“