Was unsere Sprache sagt (E-Seminar)

Prof. Dr. Sylvia Wächter
Was unsere Sprache sagt

E-Seminar, Deutsch, 1 SWS, 1 ECTS
Präsenz-Termine / Video Sessions: Dienstags, jeweils 18-19:30, am 5.5., 12.5., 19.5., 26.5., 2.6.2020, Blocksitzung am Samstag, 6.6.2020, 10-14 Uhr

Benjamin Lee Whorf hat die These aufgestellt, dass wir trotz gleicher physikalischer Sachverhalte zu unterschiedlichen Interpretationen von Welt kommen, maßgeblich wird dabei unser Denken durch unsere Sprache(n) bestimmt (Whorf). Welche Aspekte sind uns wichtig, was drücken wir sprachlich aus? Was nehmen wir wahr, was nicht? Wie nehmen wir wahr? Was ist tabuisiert und darf nicht benannt werden?
Viele sprachliche Ausdrücke erfahren im Laufe der Zeit Bedeutungsveränderungen. Wir wollen uns anschauen, welche Zuschreibungen aufgrund kultureller Kontexte Wörter erfahren, wie diese sich wandeln und welche Wertungen damit verbunden sind. Schwerpunkt des Seminars bilden all jene Aspekte, die als „kulturelle Prägung“ von Kommunikation und Sprache verstanden werden können. So ist es in einigen Kommunikationsstilen oft erforderlich, sich eher vage und indirekt auszudrücken. Eine Ablehnung würde dann nicht direkt ausgedrückt und Kritik sogar als Lob verpackt werden. Verwandtschaftsbeziehungen zeigen in einigen Sprachen genau an, ob es sich um väterliche oder mütterliche Verwandte handelt. Bezeichnungen für bestimmte Körperfunktionen und -organe sind nicht selten tabuisiert. Auch grammatische Aspekte zeugen von kultureller Prägung: Mit Partikeln kann ausgedrückt werden, welche soziale Stellung man zueinander hat. Bei den Kuuk Thaayorre erfordert der sprachliche Ausdruck die genaue Kenntnis darüber, ob sich etwas nördlich, westlich oder vielleicht östlich befindet (Boroditsky).
Im Seminar bleibt es aber nicht nur bei einer deskriptiven Betrachtung verschiedener Sprachsysteme; die Genese, der Kontext für konkrete Kommunikationsstile und aktuelle Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung sollen helfen, (sprachliche) Verhaltensweisen zu erklären. Nicht zuletzt sollen verschiedene Perspektiven in Übungen eingenommen und praktiziert werden.
Treffen werden wir uns in virtuellen Meetings und Konferenzen. Einige Termine dafür werden im Mai stattfinden, außerdem längere Termine im Juni. Literatur wird im Moodle zur Verfügung gestellt.

Literatur:
Boroditsky, Lera (2012): Wie die Sprache das Denken formt. In: Spektrum der Wissenschaft, 4. S. 30-33.
Deutscher, Guy (2010): Im Spiegel der Sprache. München: Beck.
Whorf, Benjamin Lee (1994): Sprache - Denken - Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie. Herausgegeben und übersetzt von Peter Krausser. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: kontinuierliche, aktive Mitwirkung und Erledigung von kleinen Aufgaben.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: interkulturell, orientierend
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, aneignen

Sylvia Wächter lehrt an der Universität der Künste Berlin Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und Angewandte Linguistik im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Sie weilte zu längeren Forschungs- und Arbeitsaufenthalten in den USA und Japan. Sie ist Modulbeauftragte für das Interkulturelle Mentoring im Studium Generale.