Öffentliche Geheimnisse – Ein Feldversuch zur Entschlüsselung des urbanen Raums
Florian Hadler / Prof. Dr. Marcel René Marburger
Öffentliche Geheimnisse – Ein Feldversuch zur Entschlüsselung des urbanen Raums
Seminar, 2 SWS, 2 LP
Donnerstag, 17.11., bis Sonntag, 20.11.2016 ganztägig.
Beginn: 17.11., 10-14 in Grunewaldstraße 2-5, Aula. Weitere Individualtermine am Freitag und Samstag Nachmittag und einen gemeinsamen Abschlusstermin am Sonntag werden dort besprochen.
Städtische Landschaften bestehen aus privaten und öffentlichen Räumen: Erstere sind Privatsache und bedürfen einer ausgesprochenen Zugangsberechtigung, letztere sind ihrer demokratischen Bestimmung nach möglichst barrierefrei zugänglich. Dazwischen gibt es Räume, die nur partiell, nur zu bestimmten Zeiten und nur für bestimmte Personen zugänglich sind – etwa Clubs wie das Berghain, die Zentrale des BND oder der Tresorraum der Deutschen Bank. Städtische Landschaften sind darüber hinaus Träger von Zeichensystemen und Praktiken, die zwar allgemein sichtbar sein mögen, zugleich aber nur von exklusiven Kreisen dekodiert werden können. Dies betrifft performative Gesten ebenso wie visuelle Kodierungssysteme im öffentlichen Raum – etwa bestimmte Formen von Graffiti oder auch generell Kunstwerke im städtischen Umfeld: während sie von manchen Rezipienten entschlüsselt werden können, bleibt ihr Sinn anderen verborgen. Die Stadt ist nicht zuletzt auch ein Ort der Anonymität, des Untertauchens, der Kriminalität, der Detektive und der Polizei, der geheimen Beobachtung und Gegenbeobachtung. Sie ist durchzogen von geheimen Räumen, Praktiken und Figuren.
In dem Seminar werden wir versuchen, den vielfältigen Spuren dieses öffentlich Geheimen zu folgen um es mit künstlerischen und investigativen Strategien zu entbergen. Eine Ausstellung der Seminararbeiten (Fotografie, Film, Collage, Text o.a.) in Berlin oder Dortmund ist angedacht.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Erstellen eines Dossiers in Form einer dokumentarischen bzw. fotografischen Arbeit sowie eine schriftliche Reflexion (5 Seiten) zum Seminarthema.
Marcel René Marburger studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität zu Köln und promovierte über die kunsttheoretische Relevanz der Schriften Vilém Flussers. Er unterrichtete an der Universität der Künste Berlin, an der Kunsthochschule für Medien in Köln, an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, an der Universität Potsdam, an der Fachhochschule Hannover und arbeitet seit 2016 als Professor am Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund. Von 2007 bis 2010 übernahm er die wissenschaftliche Leitung des Vilém-Flusser-Archivs und initiierte in Kooperation mit dem Berliner Medienkunstfestival TRANSMEDIALE den Vilém-Flusser-Theory-Award. Seit 2005 ist er Mitherausgeber der International Flusser Lectures.
Florian Hadler hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin sowie Medien und Kommunikation an der European Graduate School studiert. Von 2011 bis 2015 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für verbale Kommunikation an der UdK Berlin und hat dort 2016 zur Dialektik des Geheimen promoviert. Er forscht und arbeitet zu Genealogien technologischer und kommunikativer Paradigmen, zu visueller Narration und narrativer Diagrammatik sowie zu Ästhetik und Hermeneutik von Interfaces. Seit 2016 ist er Herausgeber der Schriftenreihe Interface Critique. Publikationen und weitere Informationen unter flohadler.com.