Postmoderne und Melancholie (Blockseminar/Workshop)

Stephanie Kloss
Postmoderne und Melancholie
Blockseminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Samstags/Sonntags, 10-15:30 Uhr, 14/15.1., 21./22.1., 28./29.1.2017, HybridLab, (Villa Bell, Marchstraße 8, 10587 Berlin)

In diesem Seminar bearbeiten wir mittels interdisziplinärer Praktiken und Strategien den Begriff der Postmoderne als Architekturstil. Die Verwendung des Begriffs Postmoderne in der Architekturdiskussion wird oft in Verbindung mit einem Abwirtschaften und Unglaubwürdig-Werden der großen Utopien der Moderne genannt. Gleichzeitig kennzeichnet er sich durch Ablehnung jeder Doktrin im Sinne eines „anything goes“. Zunächst werden wir im Seminar das Thema Postmoderne, das gerade beim „Sampling“ in der aktuellen Postinternet-Diskussion ein Revival erfährt, theoretisch vertiefen. Dann werden wir anhand der Internationalen Bauausstellung IBA 87 vor 30 Jahren den Architekturstil in Berlin konkret erkunden, Konzepte und Ideen entwickeln sowie diese künstlerisch umsetzen. Dabei werden die Gebäude quasi als Materialquelle freigegeben und untersucht. Inhaltlich geht es um Manierismus, Subversion, Emotion, Erinnerung und das damalige Bild der Stadt kurz vor dem Mauerfall. Angestrebt wird ein wahrnehmungserweiternder Zugang in einem frei wählbaren Medium wie Fotografie, Collage, Performance, experimentellen Film oder Texten.

Die IBA 87 war eine Architekturausstellung und städteplanerisches Konzept des Berliner Senats, um die West-Berliner Innenstadt als Wohnstandort zurückzugewinnen. Kritische Rekonstruktion und behutsame Stadterneuerung waren deren Maxime. 30 Jahre und eine Mauer später wirkt der Ansatz unvorstellbar im heutigen Berlin. Gemeinsam begehen wir die Gebäude rund um den ehemaligen Übergang Checkpoint Charlie (Wohnhaus Checkpoint Charlie, OMA, Wohnhäuser Friedrich-, Koch-, Wilhelmstraße von Peter Eisenman, Aldo Rossi, Reimund Abraham, John Hejduk, Wohnhaus Stresemannstraße, Zaha Hadid). Wir begreifen die Architektur als Material und setzen uns anhand dessen mit dem Erbe der IBA 87 und dem Berlin von heute auseinander. Dokumentarische Ansätze als auch eine freie Herangehensweise an die Formensprache, Grenzsituation oder Verfall sollen bei der Umsetzung eine Rolle spielen.

Es kann in Gruppen gearbeitet werden. Zum Abschluss werden die Arbeiten im Seminarkreis präsentiert und die Ergebnisse in einer Dokumentation zusammengefasst. 

Literatur:
Bodenschatz; Harald: Learning from IBA 87, Studie, 2011.
Brown, Scott: Learning from Las Vegas, Venturi, MIT Press, 1972.
Die Klotz-Tapes. Das Making-of der Postmoderne, arch+216, 2014.
Revision der Moderne, Postmoderne Architektur 1960-1980, Katalog DAM Frankfurt, 1984.
Rowe, Colin / Koetter, Fred: Collage City, Birkhäuser, 1984.
Sewing, Werner: No more learning from Las Vegas, Spektor Books, 2016. 

Leistungsanforderung für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Produktion einer künstlerischen Arbeit (freie Medienwahl).

Wegbeschreibung HybridLab

Quelle: HybridLab

Stephanie Kloss, geboren in Karlsruhe, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Berlin. Sie hat Architektur an der Technischen Universität in Berlin (1988-1994) und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bei Marie-Jo Lafontaine und Günther Förg sowie Fotografie bei Thomas Struth und Candida Höfer studiert (1995-1998). 2007 erhielt sie ein Reisestipendium des Goethe-Instituts Caracas, 2010 das Arbeitsstipendium des Berliner Senats, 2012 ein Projektstipendium des Goethe-Instituts Jerusalem und 2014 das zweimonatige Globalstipendium für Israel und die Katalogförderung des Berliner Senats. Seit 2015 ist sie Mentee im Mentoring Programm für hochqualifizierte Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen an der Universität der Künste, Berlin.

Kloss’ fotografische Arbeiten beschäftigen sich mit soziologischen, politischen und räumlichen Phänomenen. Sie ist in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Eine Auswahl: „Triangle / Road to Giza“, Galerie Laura Mars Grp., Berlin 2016, „Memory Lab“, Martin Gropius Bau, Berlin 2014, „Hausbesetzung“, Kunstverein Wiesbaden, „Weltausstellung“ mit Heidi Specker, Galerie September, Berlin 2013, „Beyond Eden“ in „Bauhaus und Kibbuz – Pioniere des Kollektivs“, Stiftung Bauhaus Dessau, 2012, „Gehen Blühen Fließen“, Stadtgalerie Kiel, 2011, „Selected Artists“, Senatsstipendiaten 2010, nGbK, Berlin. Weitere Informationen unter http://www.s-kloss.de/.