Semesterthema WS 2017/18: "Komplexitäten"
Vielfach ist es so, dass, wer heute das Wort „Komplexität“ hört, sofort an Komplexitätsreduktion denkt. Das mag daher rühren, dass die fortgeschrittene Moderne fast zum Synonym für die Zumutung an Komplexität geworden ist, an der wir uns im Alltag, in Politik und Gesellschaft, in den Künsten und Wissenschaften abarbeiten – oft mit dem Ziel, Komplexität zu reduzieren.
Unser Semesterthema „Komplexitäten“ möchte in dieser Situation den Blick etwas drehen und zunächst viel neutraler – deshalb auch der Plural im Titel – verfahren. In verschiedenen Veranstaltungen stehen zunächst einmal Fragen solcherart im Vordergrund: Woran erkenne ich überhaupt Komplexitäten? Was sind überhaupt Komplexitäten? Und wie kann ich sie aufzeichnen, kartographieren, beschreiben? Sind Komplexitäten unterscheidbar: in wünschenswerte Komplexitäten und in bedrohliche, die unsere Orientierung erschweren?
Nicht selten wird auf eine Problemkonstellation ja so reagiert, dass eine Herausforderung unterkomplex gedacht oder behandelt wird. Dann stellt sich nicht die Aufgabe, Komplexitäten zu reduzieren, sondern Komplexität herzustellen. Etwas, was gerade die Künste auf unterschiedlichste und inspirierende Weise leisten. Die andere Seite – die bekanntere – wäre dann, den Finger in die Wunde zu legen, um erstens belastende Komplexitäten aufzuspüren und zu diagnostizieren und um dann zweitens Wege zu finden, den Druck und die Zumutung von Komplexitäten zu bearbeiten und neue Orientierung zu gewinnen. Auf originelle Weise bewegen sich zahlreiche Veranstaltungen im Studium Generale zwischen diesen beiden Perspektiven in verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Konfigurationen.