Ambient. Zur Ästhetik und sozialen Dimension von „Hintergrundmusik“

Kim Feser
Ambient. Zur Ästhetik und sozialen Dimension von „Hintergrundmusik“

Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 23.10.2019, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 18.10. unter feser_ @udk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik und Gesang/Musiktheater nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Ambient ist in seinen unterschiedlichen musikalischen Facetten heutzutage sehr verbreitet. An vielen Orten wie Shops und Restaurants, in Lounge-Bereichen oder räumlichen Übergangszonen wird Musik im Hintergrund abgespielt. Bei Streaming-Portalen finden sich eine Vielzahl von mit „Ambient“ betitelten Playlisten, die auf diverse Weise gehört werden können, sei es individuell mit Kopfhörern im öffentlichen Nahverkehr oder über Lautsprecher beim gemeinsamen Essen zuhause. Im Seminar wird die Geschichte der Ambient Musik mit ihren populären, kommerziellen und avantgardistischen Strömungen behandelt und dabei insbesondere der Zusammenhang von ästhetischer Gestaltung und sozialem Kontext untersucht. Ein einflussreicher Vorläufer von Ambient ist die Musique d’Ameublement von Erik Satie um 1920. Die Stücke für Salonorchester sind geprägt von musikalischen Texturen mit gleichförmig wirkenden Wiederholungen und fungieren wie akustische Möbel oder Tapeten. Im 20. Jahrhundert wächst mit den Möglichkeiten der musikalischen Reproduktionstechnik ein Bereich, für den inbesondere der Name der US-amerikanischen Firma Muzak steht: sogenannte „Konservenmusik“, die speziell zur akustischen Maskierung einer Umgebung, zur kommunikativen Entlastung oder zur Kaufanregung dient. In Abgrenzung von dieser kommerziellen Ausrichtung propagiert Brian Eno um 1978 ein progressives Verständnis: Ambient solle nicht Räume für einen spezifischen Zweck akustisch regulieren, sondern vielmehr eine musikalische Beziehung mit der Umgebung eingehen und neue Formen der Aufmerksamkeit anregen. Enos entsprechende Solo-Alben und seine Kooperationen mit David Bowie sowie den Krautrock-Bands Cluster und Harmonia gelten bis heute als maßgebliche Referenzen. Seit den 1990er Jahren werden vielfältige Formen von Ambient insbesondere im Kontext von elektronischer Tanzmusik und Clubkultur hervorgebracht, wie die weit rezipierten Alben von Aphex Twin (Richard D. James). Gegenwärtig lässt sich vor allem im Bereich der Soundgestaltung von Computerspielen untersuchen, wie ambientartige Musik virtuelle Räume und spezifische Handlungsweisen darin prägt.

Literaturhinweise:
Schlüter, Bettina: Hintergrund-Wissen. Erik Satie und seine Musique d’Ameublement, in Ambient.

Kirn Feser ist Musikwissenschaftler, Soziologe und Philosoph. Schwerpunkte in Forschung und Lehre : elektronische Musik, Neue Musik und Grenzbereiche von Pop/Underground/Avantgarde. Publikationen u.a. zur musikkulturellen Bedeutung von Synthesizern und Sequenzern, Mitherausgeber des Tagungs-Bandes „Techno Studies. Ästhetik und Geschichte elektronischer Tanzmusik" (2016). 2018/19 Lehrbeauftragter an der UdK, der FU Berlin und der Universität
Grei fswald. 2018 Forschungs-Stipendiat der Paul Sacher Stiftung Basel. 2011-17 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UdK im DFG-Projekt ,,,Ereignis Darmstadt'. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik 1964-1990 als ästhetischer, theoretischer und politischer Handlungsraum". 2006