Technische Existenz
Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann
Technische Existenz
Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Montags, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 14.10.2019, Technische Universität, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude, Raum H 2051
„Alles“, schrieb der Philosoph Max Bense vor 70 Jahren in seinem Essay „Technische Existenz“, „wird dadurch unglücklich, daß auf die Aporien der technischen Welt, Mittel angewendet werden, die dieser Welt nicht angehören, die vielleicht aus der ästhetischen, ethischen oder religiösen Sphäre des kulturellen Daseins stammen, aber technische Existenz überhaupt nicht betreffen. Man macht einen technischen Ernst mit der Technik, aber keinen ästhetischen, ethischen, moralischen, wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen.“ Welches aber wären die Mittel, die es erlauben würden, der technischen Welt, die wir bewohnen, von der Seite der Kultur aus angemessen zu begegnen? Das Seminar wird zunächst Benses Antwort auf diese Frage herausarbeiten, um anschließend ihre Reichweite für aktuelle Debatten zu überprüfen.
Textgrundlage: Max Bense: „Technische Existenz“, in: ders., Ausgewählte Schriften, Bd. 3: Ästhetik und Texttheorie, Stuttgart-Weimar: Metzler, 1998, S. 122-146.
Hans-Christian von Herrmann leitet das Fachgebiet Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft an der TU Berlin. In Forschung und Lehre widmet er sich dem Wandel der literarischen Kultur im Zeitalter von Kybernetisierung und Digitalisierung. Dies meint einerseits eine Beschäftigung mit der Literatur und anderen Künsten seit der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, andererseits die Erarbeitung historischer und theoretischer Perspektiven, die das Verhältnis von Kunst, Technik und Wissenschaften epochen- und kulturübergreifend beleuchten. Besondere Schwerpunkte seiner Arbeit bilden der Streit der 'zwei Kulturen' seit dem 18. Jahrhundert und seine Kritik, das Verhältnis von Kunst und Automatisierung seit dem frühen 20. Jahrhundert sowie die mit der modernen Technik verbundenen Effekte der Planetarisierung. Er ist Mitglied in der Berlin International Graduate School in Model and Simulation Based Research der TU Berlin (BIMoS) sowie im Vorstand der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin, außerdem ist er Mitglied im Verein Literarisches Colloquium Berlin und assoziiertes Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg Das Wissen der Künste an der UdK Berlin.