RE:EDEN – mit Wirklichkeit beschmutzt

bankleer: Kasböck | Leitner
RE:EDEN – mit Wirklichkeit beschmutzt

Blockseminar/Workshop, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Samstag/Sonntag, 10-18 Uhr, 9./10.11. und 23./24.11.2019,
Hardenbergstr. 33, Raum 004

Vor 125 Jahren trafen sich 18 Vegetarier*innen in Berlin, um die älteste noch bestehende Siedlung der Lebensreformbewegung zu gründen. Sie nannten sie Eden – wie der Paradiesgarten. Auf die ökologischen und sozialen Herausforderungen der Industrialisierung reagierten die Gründer*innen der Genossenschaftssiedlung Eden mit einem Gegenmodell: einem naturnahen Leben in der Nähe der Großstadt, ermöglicht durch gemeinsamen Grundbesitz.
Die Siedlung avancierte zum Vorbild der Gartenstadtbewegung und zum Musterbeispiel einer frühen Alternativkultur – bis Nationalsozialismus, DDR und die treuhandgelenkte Nachwendezeit den Spielraum immer mehr einschränkten. Wie sich jede Zukunft in angehäufte Trümmer verwandelt sobald sie zur Gegenwart wird, befinden sich auch die utopischen und progressiven Gründungsvisionen Edens auf dem Pfad schwindender Wirksamkeit und Erschöpfung. Deshalb haben wir uns letztes Jahr zusammen mit führenden Expert*innen, zeitgenössischen Künstler*innen, engagierten Bewohner*innen der Siedlung und Architekt*innen, mit dem Projekt RE:EDEN auf die Suche nach energetischen Rückkoppelungen aus dem Nachleben verschwundener Utopien begeben.
In dem Seminar „mit Wirklichkeit beschmutzt“ wollen wir uns an Hand von RE:EDEN eingehender mit der künstlerischen Gestaltung von öffentlichen Konfrontationen auseinandersetzen. Zentral dabei ist für uns die Frage nach der energetischen Wirksamkeit von Kunst, um eine Situation des „Nicht handeln Könnens“ aufzulösen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme,  Mitarbeit an einem Kollektivprojekt oder die Erarbeitung eines eigenen kleinen Projektes je nach Absprache.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: kritisch, vorwärtsgewandt
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, transformieren

Wir - bankleer sind Karin Kasböck und Christoph Maria Leitner - arbeiten seit 1999 als Kunstduo in Berlin. Im Kollektiv zu arbeiten ist für uns eine bewusste Entscheidung und Antwort auf die zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft. Wir glauben nicht, dass Kunst nur durch den Markt entstehen kann und haben uns für eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit der uns umgebenden Realität entschieden. Kunst ist für uns ein Möglichkeitsraum, mit dem das Heraustreten aus den gegebenen Verhältnissen und die Erweiterung eines gemeinsamen Raumes erprobt wird. Es sind Versuche durch ästhetische Überschreitungen eine veränderte Perspektive und Haltung gegenüber eingeübten Routinen und Ordnungen einzunehmen. Dafür arbeiten wir mit einer Vielzahl von künstlerischen Praktiken an der Grenze verschiedener Kunstformen. Unsere Kunst entsteht im Austausch und durch konfliktreiche Begegnungen mit dem Publikum. Aktuell ist das eine Reihe skulpturaler Performances, die wir für unterschiedliche Kontexte entwickeln, für Kunsträume, Biennalen und Demonstrationen. Weitere Informationen unter bankleer.org.