Gehen und Sehen

Prof. Dr. Miriam Oesterreich
Gehen und Sehen

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwoch, 19.04.2023: 14-16h, dann ganztägig Mittwochs, 10.05., 24.05., 14.06., 28.06.2023 jeweils 10-17h, Medienhaus, Grunewaldstr. 2-5, Raum 306
Anmeldung über Moodle: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=1873

Ausgehend von der Kunst des Gehens befasst sich das Seminar mit dem Zusammenspiel von Gehen und Sehen, dem Gehen als Erkenntnisinstrument und dem Gehen in der Kunst. An dessen Anfang steht die literarisch-bildkünstlerischmodische Gestalt des (männlichen) Flaneurs im 19. Jahrhundert. Zur wissenschaftlichen Anerkennung gelangte das Gehen durch die von Lucius Burckhardt 1976 entwickelte soziologische Spaziergangswissenschaft, die Promenadologie.
In den 1960er und 1970er Jahren machen Künstlerinnen und Künstler das Gehen in der Konzeptkunst, der Land Art und Performance zum Medium Ihres Schaffens. Die künstlerischen Praktiken, die das Gehen einschließen, markieren soziale Räume. Dabei zielt insbesondere die Walking Art auf die unmittelbare Erfahrung der jeweiligen Umgebung. Aber auch die Geh-Einschränkungen werden in den Künsten verhandelt und sollen durch Perspektiven der Disability Studies reflektiert werden.
Das Seminar wird das Gehen in der Kunst der Gegenwart von seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert, in Fotografie und Film bis hin zu aktuellen künstlerischen Positionen im Bezug auch auf aktuelle gesellschaftliche Themen untersuchen.
Dabei wird das Seminar teilweise im Gehen an verschiedenen Orten in und um Berlin abgehalten und erfährt so auch eine experimentelle Erfahrungs-Dimension.
Geheingeschränkte an einer Seminarteilnahme interessierte Studierende mögen sich bitte vorab per Email oder in der ersten Sitzung am 19.4. melden, damit eine bedarfsgerechte Teilnahme ermöglicht werden kann: m.oesterreich@udkberlin.de

Literatur:
Lucius Burckhardt: Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft, hg. von Markus Ritter und Martin Schmitz. Berlin 2006.
Francesco Careri: Walkscapes. Walking as an Aesthectic Practice. Barcelona 2007.
Der Flaneur: Vom Impressionismus bis zur Gegenwart, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bonn. Bonn 2018.
Walk!, Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt. Frankfurt a.M. 2022.

Leistungsanforderungen: Regelmäßige und aktive Teilnahme.

Miriam Oesterreich ist seit dem Sommersemester 2021 Professorin für Theorie der Gestaltung/Gender Studies an der Universität der Künste Berlin. Sie war zuvor Athene Young Investigator, Postdoktorandin der Kunstgeschichte und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Mode & Ästhetik der Technischen Universität Darmstadt. Außerdem war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Worlding Public Cultures – The Arts and Social Innovation an der Universität Heidelberg und ist dort weiterhin assoziiert. Zurzeit forscht sie zu den globalen Verflechtungen des mexikanischen Indigenismus als avantgardistische Kunstpraxis. In ihrer Dissertation arbeitete sie die Inszenierungen ‚exotischer‘ Körper in früher Bildreklame, 1880-1914 für die Kunstgeschichte auf. Sie studierte an den Universitäten in Heidelberg, Havanna (Kuba), Valencia (Spanien) und an der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte, Romanistik und Altamerikanistik. 2019 war sie Ansel-Adams-Fellow des Center for Creative Photography an der University of Arizona.