Zwischen den Zeilen. Briefwechsel im 19. Jahrhundert

Dörthe Günther
Zwischen den Zeilen. Briefwechsel im 19. Jahrhundert

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Donnerstags, 12–14 Uhr, wöchentlich ab 27.04.2023, Fasanenstr. 1B, Raum 302
Anmeldung ab dem 15.03.2023 über das Online-Vorlesungsverzeichnis! Anmeldungen per Mail können nicht berücksichtigt werden.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium Generale anrechenbar!

„Ich bin fest überzeugt, dass Sie denselben Fehler begehen, den jeder phantasievolle Kritiker begeht: Sie wollen nicht sich auf den Standpunkt des Autors stellen, sondern wollen im Werke eines andern sich selbst, durchaus sich selbst finden. Und das geht eben nicht.“ So schreibt Arnold Schönberg im Sommer 1909 an Ferruccio Busoni. In mehreren Briefen diskutieren die Komponisten über Schönbergs Klavierstücke op. 11.

In Briefen als alltäglichem Kommunikationsmittel des 19. Jahrhunderts werden sowohl persönliche als auch fachliche und organisatorische Themen ver- und behandelt. So können u. a. künstlerische Prozesse, Diskussionen über einen (neuen) Kompositionsstil wie bei Schönberg, Freundschaften, Netzwerke, Konzertreisen oder einfach der Alltag der Schreibenden unmittelbar nachvollziehbar werden. Welches Wissen und welche Informationen werden zwischen welchen Personen ausgetauscht? Welche Briefe wurden von wem aufbewahrt und welche Briefe sind nicht überliefert? Wie kann diese Quellenart für wissenschaftliche Fragestellungen verwendet werden? Diese Fragen stehen im Zentrum des Proseminars. Es verfolgt einen quellenorientierten Ansatz. Über ausgewählte Briefwechsel (u. a. zwischen Amalie und Joseph Joachim oder Schönberg und Busoni) werden Grundlagen von Analyse und Kontextualisierung dieser Texte unterschiedlicher Verfasser*innen und Empfänger*innen des 19. Jahrhunderts eingeübt und vertieft.

Literaturhinweise:
Beatrix BORCHARD: Stimme und Geige. Amalie und Joseph Joachim. Biographie und Interpretationsgeschichte, (= Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte, Bd. 5), Wien 2005.

Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, März 2016, busoni-nachlass.org/D0100014 (5. Januar 2018: zur Freigabe vorgeschlagen).

Leistungsanforderungen:aktive und regelmäßige Teilnahme.

Dörthe Günther studierte die Fächer Musik und Englisch auf Lehramt an der Universität der Künste und der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort schloss sie im Sommer 2022 ihr Studium mit der Masterarbeit „Die Historischen Konzerte auf der Esposizione internazionale di musica in Bologna 1888“ ab. Seit Oktober 2022 verfolgt sie ihr Promotionsprojekt zu Historischen Konzerten im Kontext von internationalen Ausstellungen im 19. Jahrhundert bei Frau Prof. Dr. Signe Rotter-Broman und Frau Prof. Dr. Dörte Schmidt. Ihre Forschungsinteressen beinhalten transnationale Musikgeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert, Musik auf Weltausstellungen, Historische Aufführungspraxis, Kanonbildung, Fragen zum Verhältnis von Musik und Politik sowie die Musikstadt Rom im 17. und 18. Jahrhundert.