Fragmente einer Sprache der Liebe. TheorieTextPerformance
Prof. Dr. Stephan Porombka
Fragmente einer Sprache der Liebe. TheorieTextPerformance
Theoretisches & praktisches Seminar, Deutsch, 2 + 2 SWS, 2 + 2 ECTS (max. 2 ECTS im Studium Generale möglich, zzgl. 2 ECTS im Wahlbereich), 8 Plätze
Montags, 11-15 Uhr, wöchentlich ab 21.10.2024, Mierendorffstraße, Raum 402
Bei Interesse bitte Kontakt aufnehmen über s.porombka. @udk-berlin.de
In diesem Seminar geht es zuallererst darum, sich mit Roland Barthes' Buch "Fragmente einer Sprache der Liebe" auseinanderzusetzen --- denn die "Fragmente" sind mittlerweile ein Klassiker, an dem man lernen kann, wie man sich mit zarten, vorsichtigen Notizen und Reflexionen einem Phänomen nähert, von dem man nicht so recht weiß, wem es gehört, wie es sich bewegt und wie man darüber sprechen und schreiben kann. Barthes betreibt Selbstaufklärung am eigenen Gefühlsleib. Und er erforscht die Sprache und Sprachnetze, die durch diesen Gefühlsleib so hindurchgewoben sind, dass sie ihn überhaupt erst konstituieren.
An diese Bewegung von Barthes wollen wir uns lesend und verstehend herantasten. Und wir wollen damit beginnen, eine eigene Forschung über die eigenen Sprachen der Liebe (und ihre strukturellen und kulturellen Bedingungen und Möglichkeiten) zu entwickeln. Aus dieser Lese- und Forschungsbewegung sollen im Rahmen des Seminars eigene Texte entstehen, die mit denen von Barthes verbunden sind.
Den dabei entstehenden vielstimmigen Text, in dem sich unterschiedliche Sprachen der Liebe verknüpfen, wollen wir in einen Aufführungszusammenhang (mit festem Aufführungstermin) übersetzen. Deshalb proben wir von Beginn an, die Texte im Raum erscheinen zu lassen, sie zu verkörpern und hörbar zu machen. Ziel ist es, eine TheorieTextPerformance zu entwickeln, in denen Barthes' Gedankenfigur und zugleich unsere eigene Forschungsbewegung vorgeführt wird.
Dieses Seminar wird vierstündig angeboten. Es besteht aus einem Theorieteil, in dem der Text von Barthes im Mittelpunkt steht, intensiv gelesen, kommentiert und weitergeschrieben wird. Und es gibt einen Praxisteil, in dem wir die Texte in Bewegung bringen und im Raum erscheinen lassen. Es wird ausdrücklich empfohlen, Theorie- und Praxisteil zusammen zu besuchen. Der Theorieteil kann allerdings auch besucht werden, ohne am Praxisteil teilzunehmen. Wer nur am Praxisteil teilnehmen möchte, sollte sich mit dem Text von Roland Barthes bereits etwas intensiver auskennen.
(Dieses Seminar ist ein Experiment, in dem neue Formen des Lesens, Verstehens und Übersetzens von Theorietexten ausprobiert werden sollen. Deshalb wollen wir nicht nur an der Entwicklung einer TheorieTextPerformance arbeiten. Wir wollen zugleich reflektieren, wie dieser Prozess aussieht und wie man ihn weiterentwickeln kann.)
Stephan Porombka, geboren 1967, ist experimenteller Kulturwissenschaftler und produktiver Gegenwartsbeobachter, der sich ganz besonders für die Formen und Formate des „Nächsten” interessiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufgabe, die alten, immer noch buch-basierten Konzepte literarischer, essayistischer und journalistischer Produktivität und Kreativität zu transformieren und den Bedingungen der neuen – vor allem: der nächsten! – Schrift- und Schreibkulturen anzupassen. An der Berliner Universität der Künste forscht und lehrt Porombka seit 2013 als Professor für Texttheorie und Textgestaltung.