Musik als poetisches Modell. Texte zur romantischen Ästhetik

Prof. Dr. Dörte Schmidt / Prof. Dr. Bettine Menke (Vergleichende Literaturwissenschaft)
Musik als poetisches Modell. Texte zur romantischen Ästhetik

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Dienstags, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 22.10.2024, Fasanenstr. 1B, Raum 302
Anmeldung unter: https://cloud.musik.udk-berlin.de/apps/forms/s/Hxob36Y2TCQD5YEAxT3B6Qrq
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar.

Die Romantik, insbesondere die Frühromantik, hat sich in vielfältiger Weise mit der Frage nach dem Verhältnis von Wort und Ton, von Text und Musik auseinandergesetzt. Aus der Frühromantik datiert der Versuch, Musik als poetisches Modell zu begreifen. Dies geschieht in literarischen wie ästhetischen Texten auf vielfältige Weise und auf unterschiedlichen Ebenen: durch die Thematisierung von Klängen und Musik, indem vor allem (auch unmusikalische) Musiker und Sänger:innen (dem Tode Verfallene und Verführte) zum Gegenstand von Erzählungen werden, im theoretischen wie poetischen Durchspielen einer Strukturanalogie von Musik und Sprache, im Affiziertwerden von Texten durch Klänge. Texte wie E.T.A. Hoffmanns über Beethovens Instrumentalmusik, Clemens Brentanos Nachklänge über Beethovens Musik oder Heinrich von Kleists über Cäcilia lassen dies nachvollziehen.

Die neue Wertschätzung der Töne antwortet auf die alte Vorrangstellung des Bildes und seinen Vorbildcharakter für die literarische Darstellung. Zugleich aber werden die Bilder selbst in Bewegung versetzt. Sie lösen sich aus den Konturen und Rahmen, in denen sie bisher gesehen wurden, und öffnen sich dem Diffusen, dem nicht figurierten Außen. Indem diese Debatten die Klänge in den Vordergrund rücken, wirken sie auch auf die Vorstellungen von Musik zurück, wie sie sich in Kompositionen zeigen oder zeigen sollen. Das Zusammenspiel von Lesen, Hören und Sehen und sein Potential, die Imagination zu mobilisieren, wird zum Thema.

Das Seminar verfolgt diese Fragen anhand exemplarischer Lektüren, die an der Musik selbst gegengehört und an Bilderfahrungen gegengesehen werden sollen. Aus diesem Grund wird das Seminar Ende Januar in eine Exkursion in die Berliner Museen münden.

Literaturhinweise:
Alexander von BORMANN, „‘Der Töne Licht‘. Zum frühromantischen Programm der Wortmusik“, in: Die Aktualität der Frühromantik, hg. von Ernst BEHLER und Jochen HÖRISCH, München 1987, S. 191–207.
Carl DAHLHAUS, Kap. 2 „‘Dschinnistan" oder Das Reich der absoluten Musik“, in: ders., Klassische und romantische Musikästhetik, Laaber 1988, S. 86–166.
Carl DAHLHAUS und Norbert MILLER: „Deutsche und europäische Romantik“, in: dies., Europäische Romantik in der Musik. Von E.T.A. Hoffmann zu Richard Wagner 1800–1850, Bd. 2, Stuttgart 2007, S. 3–643.
 

Dörte Schmidt, geboren 1964. Studium der Schulmusik (künstl. Hauptfach: Viola), Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Hannover, Berlin und Freiburg; Stipendiatin des ev. Studienwerkes Villigst e.V. 1992 Promotion bei Hermann Danuser an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. (Lenz im Zeitgenössischen Musiktheater . Literaturoper als kompositorisches Projekt bei Bernd Alois Zimmermann, Friedrich Goldmann, Wolfgang Rihm und Michele Reverdy, Stuttgart 1993). Danach als Stipendiatin der Paul-Sacher-Stiftung in Basel, sowie des DAAD und der Maison des Sciences de l'Homme in Pa ris. Ab Dezember 1992 als Wiss . Mitarbeiterin, später als Wiss. Assistentin von Werner Breig am Musikwissenschaftlichen Institut der Ruhr-Universität Boc hum . Von Okt . 95 bis Sept . 97 beurlaubt für ein Habilitationsstipendium der DFG, Forschungsaufenthalte in Wien und Paris; 1997 Habilitation in Bochum (Armide hinter den Spiegeln . Lully, Gluck und die Möglichkeiten der dramatischen Parodie, Stuttgart 2001). Nach Vertretungen  in Freiburg, Bochum und Stuttgart von 2000 bis 2006 Professorin für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Stuttgart. Von 2002 bis 2005 als Schriftleiterin der Zeitschrift  Die  Musikforschung verantwortlich für  den  Aufsatzteil, seit 2005 Mitglied im Vorstand der Gesellschaft für Musik forsc hung. Seit WS 2006 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Be rlin . Seit November 2010 Vizepräsidentin des Landesmusikrats Berlin, seit Oktober 2013 Präsidiumsmitglied im Deutschen Musikrat. Mitglied des Editorial Board von Acta Musicologica sowie im Advisory Board der Elliott Carter Studies Online . Seit 2016 Projektleiterin der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe in der Trägerschaft der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Main z. Seit September 2017 Präsidentin der Gesellschaft für Musikforschung, seit 2018 Sprecherin des Zentrums Preußen-Berlin der BBAW. Gemeinsam mit Prof. Dr. Holger Simon Sprecherin der Initiative NFDl4Culture.