„But Music won the cause“ – Musik im Spannungsfeld von Krieg und Frieden

Dr. Andrea Klitzing
„But Music won the cause“ – Musik im Spannungsfeld von Krieg und Frieden

Blockseminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Termine:
01.11.2023, 14:00–16:00, Fa 302 (Einführung)
27.01.2024, 10:00–18:00, Fa 212
28.01.2024, 10:00–16:00, Fa 212
09.02.2024, 10:00–18:00, Fa 13/14
10.02.2024, 10:00–18:00, Fa 212.

Anmeldung ausschließlich über das Online-Vorlesungsverzeichnis! Die Bestätigungsmail kommt nach dem 20.10.
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar.

Musik ist im kulturhistorischen Kontext von Krieg und Frieden fest verankert. Die ihr zugeschriebenen Aufgaben sind vielfältig, komplex und zuweilen schwer zu entschlüsseln. Einerseits bewegte und bewegt sie Menschen in Kriegssituationen unmittelbar dazu, ihre Angst vor dem Töten und dem Tod zu überwinden. Darüber hinaus wurde sie seit Jahrhunderten in sogenannten ‚Musikalischen Schlachtengemälden‘ (ital. Battaglia) dazu genutzt, direkte kriegerische Auseinandersetzungen nachzustellen, wobei aus anthropologischer Sicht die Antagonismen des Krieges und der Formprinzipien abendländischer Musik erstaunliche Parallelen aufweisen. Des Weiteren wird Musik gesellschaftspolitisch zur Umrahmung von Siegesfeiern, Friedenproklamationen und Gedenktagen instrumentalisiert. Auch dies vollzieht sich auf mehreren Ebenen: über Auftragskompositionen, über die neue Kontextualisierung eines nicht programmatischen Werkes oder auch die Zweckentfremdung einer ursprünglich für einen anderen Kontext bestimmten Musik. Und letztens sind die zahlreichen Opern, Oratorien und Ballettmusiken des 17. bis 19. Jahrhunderts nicht zu vergessen, die nicht selten über antikisierende Stoffe auf tagespolitisches Zeitgeschehen verwiesen. In deren Allegorien tritt die Musik neben den anderen Künsten oftmals als Friedensbotin auf.
Im Seminar sollen diese verschiedenen Ebenen der kulturellen Kontexte von Kriegs- und Friedensmusik herausgearbeitet werden. Auf Basis von Fragestellungen aus der Musikpsychologie, der Anthropologie, der Rezeptions- und Interpretationsforschung wird untersucht, wie Aufträge, Spielstätten, Noten- und Audio-Material von Kriegs- und Friedensmusik beschaffen sind und welchen temporären Transformationen sie in ihrer Bedeutung unterlagen. Der Bogen des musikalischen Materials wird weit gespannt von der Biber-Battaglia (1673) bis zu Wellingtons Sieg für Panharmonikon von Ludwig van Beethoven (1813), vom Utrechter Te Deum Händels (1713) bis zur 7. Sinfonie op. 60 von Dmitri Schostakowitsch (1942), von Mauricio Kagels 10 Märsche, um den Sieg zu verfehlen (1978/79) bis zu Terrace Martins Pig Feet (2020).

Literaturhinweise:
Annemarie FIRME und Ramona HOCKER (Hgg.): Von Schlachthymnen und Protestsongs. Zur Kulturgeschichte des Verhältnisses von Musik und Krieg, Bielefeld 2006.
Stefan HANHEIDE: Pace. Musik zwischen Krieg und Frieden. Vierzig Werkporträts, Kassel und New York 2007.
Hartmut LÜCK und Dieter SENGHAAS (Hgg.): Vom hörbaren Frieden, Frankfurt am Main 2005.
Susanne RODE-BREYMANN (Hg.): Krieg und Frieden in der Musik, Hildesheim 2007.

Andrea Klitzing studierte Querflöte und Traversflöte sowie Musikwissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft. 2020 veröffentlichte sie ihre Dissertation unter dem Titel "Don Giovanni unter Druck". Sie arbeitet als Flötistin mit zahlreichen Ensembles für Alte Musik, leitet seit 2001 das ensemble1800berlin und ist an der Universität der Künste Berlin als Lehrbeauftragte im Fachbereich Musik tätig. Seit 2020 geht sie im Rahmen des digitalen Forschungsprojektes »Beethoven-Räume und Kammern« der systematischen Erfassung von Beethoven-Transkriptionen nach.