Die Aufschreibungen des Paranoikers D.P.Schreber – Psychoanalyse und Kulturtheorie zur Konstruktion eines Wahns
Dr. Mai Wegener
Die Aufschreibungen des Paranoikers D.P.Schreber – Psychoanalyse und Kulturtheorie zur Konstruktion eines Wahns
Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 16.10.2023
TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135 / Raum H 2051
Um Anmeldung bis zum 16.10.2023 unter mai.wegener wird gebeten! @pasberlin.de
Der Wahn des Gerichtspräsidenten D.P. Schreber nimmt die Leser bis heute in den Bann: Nervensprache, Gottesstrahlen, Aufschreibesysteme, Körperwunder, Geschlechtsum-wandlung - die Elemente seines Wahnsystems sind historisch indexiert, werfen aber zugleich aktuelle Fragen auf. Schrebers „Denkwürdigkeiten“ sind gelesen worden als Studie über die prekäre, ja obszöne Verfasstheit von Gesetz, Gewalt und Macht, über schwarze Pädagogik, das Scheitern der Vaterfunktion, über verschiedenen Implikationen des religösen Diskurses, über den psychiatrischen Diskurs des 19. Jhd. und mehr. Die psychoanalytische Theorie von Schrebers Paranoia, die Freud und Lacan entwickelt haben, wird im Zentrum des Seminars stehen. Von hier aus wird díe „Wahrheit im Wahn“ (Freud) befragt. Was lässt sich mit Schreber über die Seele im technischen Zeitalter begreifen wie insbesonders über die strukturelle Verfasstheit von Gesetz und Geschelcht?
Leistungsanforderungen: aufmerksame Lektüre der zu diskutierenden Texte
Mai Wegener ist Psychoanalytikerin in freier Praxis, außerdem Kulturwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der TU Berlin (FG Literaturwissenschaft) sowie Mitherausgeberin der Zeitschrift RISS. Sie hat 1997 den Psychoanalytischen Salon Berlin miteröffnet und 2011 die Psychoanalytischen Bibliothek e.V. (www.psybi-berlin.de). 2008 war sie Gastprofessorin in Köln an der Kunsthochschule für Medien (KHM) und 2001 promovierte sie bei Friedrich A. Kittler an der HU Berlin mit der Arbeit: Neuronen und Neurosen. Der psychische Apparat bei Freud und Lacan. Ein historisch-theoretischer Versuch zu Freuds Entwurf von 1895 (publiziert: München 2004). Zuletzt erschien von ihr ein Beitrag zur Stimme als Fremdkörper. In: Akusmatik als Labor Hg.v. S. Spieker u. M. Asef., Königshausen & Neumann 2023 und demnächst erscheint: Am Rand des Traums – das Erwachen. Zu Lacans Herangehensweise an das Träumen. In: Das Nächtliche Wir. Der Traum zwischen Kollektivität, Virtualität und psychischer Realität. Hsg.: M. Guthmüller, D. Angeloch u.a. Wallstein 2024.