Über Verschwinden und Verluste in Arbeiten von Rimini Protokoll
Helgard Haug
Über Verschwinden und Verluste in Arbeiten von Rimini Protokoll
Workshop, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Dienstag bis Freitag, 10-18 Uhr, Uhr vom 23. bis 26.7.2024, Hardenbergstraße 33, Raum 110
Online Infosession am 26.04.2024 um 18 Uhr: https://meetings.udk-berlin.de/b/leo-qgr-x87-jlg
Anmeldung auf Moodle beginnt am 15.04.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2250
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: rimini
Das Theater ist der Ort der Vergegenwärtigung, der Präsenz und Liveness. Das Publikum kann sich Sekunde für Sekunde vergewissern: Diese Körper da auf der Bühne sind für mich da, diese Stimme spricht zu mir – jetzt, in diesem Moment. Aber: Was passiert mit dem Theater, wenn für eine Aufführung die Selbstverständlichkeit der menschlichen Präsenz, der Geistesgegenwart infrage gestellt wird? Wenn über Verschwinden, Vergessen, Abwesenheit nicht nur berichtet wird, sondern sich diese Zustände und Dynamiken raumgreifend manifestieren?
Im Mittelpunkt des Seminars der Autorin und Regisseurin Helgard Haug/Rimini Protokoll steht die Vermittlung eigener künstlerischer Arbeiten, in denen sie sich in unterschiedlichen Formaten mit Abwesenheit auseinandergesetzt hat. „All right. Good night.“, eingeladen zum Theatertreffen 2021, dokumentiert und verwebt verschiedene Auflösungsprozesse am Beispiel der 2014 verschollenen Passagiermaschine MH370 und der sich zeitgleich manifestierenden Demenz eines Einzelnen. Über einen Zeitraum von acht Jahren wird das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nachgezeichnet: "Wer bist du, wenn du mir fehlst? Wer sind wir, wenn wir uns selbst abhandenkommen? Wenn eine Person konkret oder im übertragenen Sinn in Auflösung begriffen ist?" Eine weitere Arbeit, die untersucht werden wird, ist das Ausstellungsprojekt „Prinzip HELD*“, das im Juni 2024 auf dem ehemaligen Flughafengelände in Gatow eröffnet. „Wie entstehen Held*innen? Wie lange halten sie sich und wann geraten sie wieder in Vergessenheit?“ sind hier die Leitfragen von Rimini Protokoll. Eine Exkursion zu der Ausstellung ist Teil des Seminars. Ebenso praktische performative Übungen.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige und aktive Teilnahme.
Helgard Haug ist Autorin und Regisseurin und Mitbegründerin von Rimini Protokoll. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Weiterentwicklung der jeweiligen Kunstfelder, um unkonventionelle Sichtweisen auf unsere Realität zu ermöglichen. Ihre Projekte in Duo oder Trio-Konstellationen sowie Soloarbeiten umfassen Bühnenstücke, Interventionen, szenische Installationen und Hörspiele oft mit Expert*innen, die ihr Wissen und Können jenseits des Theaters erprobt haben. Außerdem übersetzen sie gerne Räume oder soziale Ordnungen in theatrale Formate. Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.
Helgard Haug und Rimini Protokoll wurden für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie erhielten den FAUST-Theaterpreis und den Europäischen Theaterpreis in Thessaloniki. Das Gesamtwerk von Rimini Protokoll wurde auf der 41. Theaterbiennale in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Helgard Haug wurde 2007 gemeinsam mit Daniel Wetzel mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet und 2014 mit dem Publikumspreis. Fünf ihrer Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Eines davon ist „All right. Good night.“ (2021), das auch von den Kritikern des Theatermagazins „Theaterheute“ als Stück des Jahres 2021 gefeiert wurde.