Joy Kristin Kalu & Hamze Bytyci
19.06.24 Ausschnitte aus dem Film Zeit des Schweigens und der Dunkelheit (1982) von Nina Gladitz mit Input von Prof. Dr. Joy Kristin Kalu, Berlin: “Ich weiß, dass wir alle diese Dinge zu wissen meinen, und zwar, wie man sagt, zur Genüge." (Max Frisch, Kultur als Alibi, 1949) und einem Gespräch mit Hamze Bytyci von RomaTrial e.V.
Prof. Dr. Joy Kristin Kalu: "Ich weiß, dass wir alle diese Dinge zu wissen meinen, und zwar, wie man sagt, zur Genüge." (Max Frisch, Kultur als Alibi, 1949)
Abstract: In ihrem Film Zeit des Schweigens und der Dunkelheit wirft Nina Gladitz am Beispiel Leni Riefenstahls Fragen nach der Rolle der Kunstschaffenden im Verhältnis zur Politik auf. Ich verfolge in meinem anschließenden Impuls eine Spur des Films, die eine Kontinuität zwischen Kolonialismus und Schoa in Deutschland andeutet. Entlang von Aussagen Riefenstahls sowie Max Frischs, dessen Überlegungen den Film in Form eingesprochener Zitate begleiten, benenne ich Subtexte und schließe daraus folgende Fragen nach der aktuellen politischen Verantwortung von Kunst und Kultur an.
Kurzbiografie: Joy Kristin Kalu ist Dramaturgin und Kuratorin für internationale aufführende Künste und Theaterwissenschaftlerin. Aktuell arbeitet sie als Gastprofessorin für Theorie der performativen Künste an der Universität der Künste in Berlin.Joy Kristin Kalu hat an der FU Berlin Theaterwissenschaft und Nordamerikastudien studiert und forschte für ihre Dissertation an der New York University. Sie arbeitete an verschiedenen Kulturinstitutionen in Deutschland und den USA: So war sie z.B. am Hamburger Thalia Theater, der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, bei der New Yorker Wooster Group, der Actors’ Gang in Los Angeles und den Kunst-Werken Berlin tätig. Eine enge Arbeitsbeziehung verbindet sie u.a. mit hannsjana, Julia Jarcho, Jaamil Olawale Kosoko, Ligia Lewis, Joana Tischkau, Teresa Vittucci und The Wooster Group. Zuletzt war sie leitende Dramaturgin an den Berliner Sophiensaelen (2017-2023). Dort verantwortete sie das laufende Performance- und Theaterprogramm und kuratierte u.a. die internationalen Festivals Save your Soul (2018) und Risk & Resilience (2020). Auch rief sie das Gesprächsformat Politics of Love (fortlaufend) ins Leben.In Praxis und Theorie sind ihre Arbeitsschwerpunkte die Ästhetik des experimentellen Gegenwartstheaters im deutschsprachigen Raum und in Nordamerika, internationale afrodiasporische Narrative und Ästhetiken, Relationen von bildender Kunst und aufführenden Künsten seit den 1950er Jahren, Queer Studies, Critical Whiteness und Dekoloniale Strategien sowie das Spannungsfeld von Theater und Therapie.
Kurzbiografie: Hamze Bytyci, 1982 in Prizren/Kosovo geboren, lebt und arbeitet in Berlin. 1989 kommt die Familie nach Deutschland. Bereits als Achtjähriger macht er an Weihnachten 1990 im Kirchenasyl in Tübingen seine ersten Gehversuche als Aktivist, als seine Familie gegen die eigene Abschiebung kämpfte. 2005 schließt er in Freiburg die Schauspielschule ab und ruft die Organisation Amaro Drom (Unser Weg) ins Leben. Nach einem einjährigen Engagement in Zürich zieht er 2006 nach Berlin, wo er am Ballhaus Naunynstraße, Maxim Gorki Theater sowie an kleineren Theatern performt und inszeniert. Seit 2007 arbeitet Bytyci als Stiftungsberater, als selbstständiger Theater- und Medienpädagoge an verschiedenen Berliner Schulen, sowie als interkultureller Familienhelfer für LebensWelt. 2012 gründet er den Verein RomaTrial e.V., wo er unter anderem den Online-Sender Radio Corel leitet und internationale Film-Sommerschulen unter dem Label Balkan Onions organisiert. 2012 entwickelte er mit dem Hilton 437 sein eigenes interaktives Performance-Format, in dem er sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzt. Seit 2016 ist er Mitglied des Landesvorstandes der Berliner DIE LINKE. Im Oktober 2017 organisierte er zum ersten Mal das AKE DIKHEA? Festival of Romani Film. Im April 2018 war er Co-Kurator der 1st Roma Biennale, der ersten selbstorganisierten Biennale von und mit Roma-Künstler*innen aus ganz Europa am Maxim Gorki Theater. https://romatrial.org/uberuns/