Anna Schürch
15.05.24 Dr. Anna Schürch, Zürich:Von der «stufenweisen Entfaltung der Gestaltungskräfte» – Biologismen im kunstpädagogischen Diskurs
Abstract:In ihrem fachgeschichtlichen Vortrag geht Anna Schürch der Frage nach, wie biologistische Argumentationsfiguren das Denk- und Sagbare der deutschsprachigen Kunstpädagogik prägten. Insbesondere die evolutionsbiologische These der „biogenetischen Grundregel“ kam seit dem frühen 20. Jahrhundert dem Anliegen entgegen, das Fach auf Basis angeblicher universeller Gesetzmässigkeiten zu etablieren. Die zeichnerische Entwicklung des Kindes wurde dabei ins Zentrum gerückt. Ihre formale Qualität wurde in Analogie zu der Entwicklung der Kunst im Laufe der Geschichte gesehen. Exemplarisch lassen sich diese diskursprägenden und bis heute wirkmächtigen Argumentationsfiguren anhand der Rezeption der Theorie von Britsch/Kornmann in der Schweiz ab Ende der 1920er-Jahre zeigen. Sie prägen auch die Diskussionen der Nachkriegszeit um eine musische Konzeption der Kunstpädagogik.
Kurzbiografie: Anna Schürch ist Kunstpädagogin und als Dozentin und Forscherin im Bereich Art Education an der Zürcher Hochschule der Künste tätig. Sie hat in Basel Lehramt für bildende Kunst studiert und an der Universität für angewandte Kunst Wien zur Geschichte der Zeichenlehrer*innenausbildung in der Schweiz promoviert.
In ihrer wissenschaftlichen Arbeit und in ihrer Lehre widmet sie sich der diskursanalytischen Auseinandersetzung mit der schulischen Kunstpädagogik und dem kunstpädagogischen Wissen sowie der Etablierung von Kunstpädagogik als Disziplin. Sie engagiert sich fach- und forschungspolitisch als Vorstandsmitglied der Schweizerischen Fachgesellschaft für Kunstpädagogik SFKP. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind fachdidaktische und kunstpädagogische Theoriebildung, Ansätze der Aktionsforschung und kunstbasierter Forschung, historische Kunstpädagogik und Fachentwicklung.