Mythen zur Zeit der Eroberung Amerikas

Aliza Yanes Viacava
Mythen zur Zeit der Eroberung Amerikas

Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
4 Samstage, 10-16:30 Uhr: 25.5. und 1.6. in der Hardenbergstr. 33, Raum 110, am 8.6. und 15.6.2024 in Hardenbergstr. 33, Raum 158

Online Infosession am 19.04.2024 um 17 Uhr: https://meetings.udk-berlin.de/b/leo-qgr-x87-jlg

Anmeldung auf Moodle beginnt am 15.04.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2245
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: eroberung

Mit der Eroberung Amerikas begann der weiße Europäer, seine Identität diskursiv als Gegensatz zu den Kulturen des „neuen Kontinents“ zu konstruieren. So betrachtete die westliche Kultur Vernunft und Logik als grundlegende Elemente ihrer Geschichte und ihres Denkens und stellte sich als zivilisierte und rationale Einheit dar, im Gegensatz zu den ursprünglichen Kulturen der Abya Yala (der indigene Name für "Amerika"), die zu den Irrationalen und Unzivilisierten vermeintlich gehörten. Aber war die Eroberung ein vernunftgeleiteter Akt? Im heutigen hegemonialen westlichen Diskurs herrscht eine bewusste Amnesie, die den Glauben und Aberglauben der Europäer zur Zeit der Eroberung vergessen lässt.

Ziel dieses Seminars ist es, die Mythen zu untersuchen, zu interpretieren und zu reflektieren, die die Konquistadoren dazu veranlassten, die Eroberung fortzusetzen. Mythen wie El Dorado, die Amazonen, El Paititi und das Land des Zimts spielten eine entscheidende Rolle bei der Eroberung. Diese Erzählungen handeln von wundersamen, in der Natur verborgenen Städten voller Reichtümer und nie gesehener Wunder.

In dem Seminar werden wir uns mit historischen Texten, sowie mit Darstellungen dieser Mythen in der Populärkultur, z.B. mit Filmen, Comics und Videospielen beschäftigen. Dabei werden wir uns fragen: Wie überschneiden sich Realität und Fiktion, wenn wir über die Eroberung Amerikas sprechen? Wie wichtig sind Mythen für die Gestaltung des europäischen Imaginären in Bezug auf Amerika? Ist das während der Eroberung erarbeitete Imaginäre heute noch gültig?

Die Teilnehmer*innen werden dazu angeregt, Mythen zu untersuchen, die in anderen Teilen der Welt eine ähnliche Rolle gespielt haben. Zu diesem Zweck werden wir gemeinsam die Staatsbibliothek besuchen, um nach geeigneter Literatur zu recherchieren. Die Abschlussarbeit besteht aus einer Präsentation eines Mythos und seiner Interpretation.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Aktive, regelmäßige Teilnahme, Textlektüre und Abschlusspräsentation.

Aliza Yanes Viacava (Lima, 1986). Bachelor in Literatur an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos (Lima, Peru), Master in Interdisziplinäre Lateinamerikastudien an der Lateinamerika Institut der Freie Universität Berlin und Master in Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Als Autorin veröffentlichte sie Kinderbücher, Kurzgeschichten und Buchobjekte. Ihre künstlerische Praxis verbindet literarische Forschung, kreatives Schreiben, Vermittlung, politischen Aktivismus, Video und Performance. Mit kritischem und kreativem Blick thematisieren ihre Arbeiten vor allem die diskursiven Aspekte der historischen und kulturellen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Europa. In ihrer akademischen Praxis hat sie sich hauptsächlich der Erforschung mündlicher Diskurse aus den Anden und dem Amazonasgebiet in der lateinamerikanischen Literatur aus einer dekolonialen Perspektive gewidmet. Sie ist in Kultur- und Bildungseinrichtungen beschäftigt, um eurozentrische Denkmuster zu hinterfragen und zu durchbrechen.