Zukunft, Macht und Widerstand
Leon Vatter
Zukunft, Macht und Widerstand
Seminar, Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 16-20 Uhr, 7 Sitzungen: 18.4. (online), 2.5., 16.5., 30.5., 13.6., 20.6., 11.7.2024, Hardenbergstraße 33, Raum 110
Anmeldung auf Moodle beginnt am 15.04.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2242
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: zeit
Bilder und Erzählungen von Zukünften prägen unser Verständnis von Gesellschaft, Politik und Umwelt in der Gegenwart. Dieses einführende Seminar bietet einen Einblick in Zeit- und Machttheorien sowie in die Rolle von so genannten gegenwärtigen Zukünften. Durch das gemeinsame Lesen und Diskutieren im Seminar sowie regelmäßige praktische Übungen entwickeln wir ein tieferes Verständnis dafür, wie Machtverhältnisse unsere Wahrnehmung von Zeit und Zukunft beeinflussen und inwiefern Zukunftsszenarien eine Form des politischen Widerstands darstellen können.
Zu Beginn des Seminars richten wir den Blick auf die Geschichte der Zukunft. Seit wann existieren Erzählungen und Bilder von möglichen Zukünften? In welchen Machtverhältnissen sind sie entstanden? Woher kommt unser lineares Zeitverhältnis, das die Grundlage für die Entwicklung von Zukunftsszenarien bildet? Dazu lesen wir Auszüge von Michel Foucaults Schriften über die Funktionsweisen von Macht und ihren historischen Einfluss auf die Zeit.
Anschließend betrachten wir das Verhältnis von Zukunft und Macht in der Gegenwart. Welche Rolle spielen Zukunftsszenarien in unserer Gegenwart? Wer hat das Privileg, eine Zukunft zu haben und wer nicht? Wer entwirft Zukunftsszenarien und wie geht das? Dazu lesen wir Auszüge von Pierre Bourdieu über „Menschen ohne Zukunft“ und werfen einen kritischen Blick auf die Praxis der Zukunftsforschung.
Abschließend untersuchen wir gegenwärtige Zukünfte als Formen des Widerstands. Können bestehende Machtverhältnisse durch Zukunftsbilder untergraben werden? Oder in Donna Haraways Worten: “How to make the weak stories stronger and the strong stories weaker?” Was bedeutet Widerstand für Foucault, Bourdieu und Haraway und welche Schlussfolgerungen können wir daraus für unsere eigene politische und künstlerische Praxis ziehen?
Das Seminar findet in deutscher Sprache statt. Es ist aber auch möglich auf Englisch zu diskutieren und englischsprachige Texte zu lesen. Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten sind nicht erforderlich, da wir das Lesen wissenschaftlicher Texte sowie die Diskussion wissenschaftlicher Themen gemeinsam im Seminar üben und reflektieren werden.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige und aktive Teilnahme.
Leon Vatter, geboren 1988 in Gelsenkirchen, hat Philosophie, Politikwissenschaften und Italienisch an der Freien Universität Berlin und der Universitá di Urbino studiert. Seit 2014 arbeitet er zunächst als Tutor und seit 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team des Studium Generale an der Universität der Künste Berlin. Dort befasst er sich mit der didaktischen Entwicklung und Realisierung von interdisziplinären Lehrformaten und veranstaltet regelmäßig eigene Seminare im kulturwissenschaftlichen und interdisziplinär-künstlerischen Lehrbereich. Seine Arbeitsgebiete liegen in der politischen Philosophie, der feministischen Wissenschaftstheorie und der Zukunftsforschung. Seit 2021 promoviert er bei Karin Harrasser an der Kunstuniversität Linz mit einer Arbeit zum Thema „Wer gestaltet wessen Zukunft? Eine Wissenschaftskritik der Zukunftsforschung“. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist er im 2020 gegründeten, DAAD-geförderten Projekt „Beyond UdK“ tätig.