Dantons Tod. Oder: Gibt es gerechte Gewalt?

Christian Schüle
Dantons Tod. Oder: Gibt es gerechte Gewalt?

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Freitags, 14-18:30 Uhr, 14tägig, 7 Sitzungen: 15.11., 29.11., 13.12.2024, 10.1., 24.1., 7.2., 14.2.2025, Hardenbergstr. 33, Raum 102

Anmeldung auf Moodle beginnt am 14.10.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2449
Moodle Einschreibeschlüssel: gewalt

Krieg ist der katastrophalste Kipppunkt. Der unmittelbare Umschlag, der totale Umsturz. Mit dem ersten Schuss zerstört und verändert er alles. Neben Tötung, Verletzung und Vergewaltigung bedeutet Krieg immer auch: Zerstörung von Wohnung, Arbeitsplatz, Bildungs- und Gesundheitssystem.

Kann es überhaupt einen gerechten Krieg geben? Kann Krieg je gerechtfertigt sein? Seit der Antike wird diese Frage gestellt und ist bis heute nicht beantwortet. Variiert hieße die Frage: Gibt es gerechte Gewalt? Wenn ja: Wodurch wäre sie gerechtfertigt? Der zweite Aspekt neben einem gerechten Krieg ist der gerechte Frieden. Hier stellt sich die Frage: Ist Frieden ohne Gerechtigkeit überhaupt denkbar? Das Seminar stellt sich unvoreingenommen und mit kulturwissenschaftlichem Blick auf Geschichte und Gegenwart den verschiedenen Positionen zur Legitimation von Gewalt wie auch den Voraussetzungen für Gewaltfreiheit. Wir lesen klassische und aktuelle Texte, befassen uns mit postkolonialen Positionen zum Widerstand, sprechen über Thesen und Theorien und versuchen, jene Entwicklungen zu analysieren, die zum Krieg führen (und oft als „culture wars“ dem militärischen Schlag vorausgehen). Ebenso beschäftigen wir uns mit Positionen der Friedensethik und fragen nach den Bedingungen für Frieden, da Frieden ja immer mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg. Wie kann Frieden dauerhaft gelingen, damit er nicht zum Kipppunkt für einen nächsten Krieg wird? Das Seminar ist eine Einladung zum offenen Vor-, Nach- und Bedenken auf der Basis gegenseitigen Respekts und umfassender Toleranz.

Konkrete Leistungsanforderungen für den unbenoteten Schein: Regelmäßige Anwesenheit; Bereitschaft zur Diskussion; Übernahme eines Impuls-Referats (15-30 Minuten) oder wahlweise einer Präsentation.

Christian Schüle, geb. 1970, Studium der Philosophie, Soziologie und Politischen Wissenschaft in München und Wien; ehemaliger ZEIT-Redakteur; lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Er leitete zwei Thinktanks über Minima Moralia der nächsten Gesellschaft, ist Vortragsredner auf verschiedenen Foren und nimmt in politischen Feuilletons für Deutschlandfunk und Bayerischen Rundfunk regelmäßig zu zeit- und gesellschaftskritischen Fragen Stellung. Unter seinen bisher 13 Büchern sind der Roman "Das Ende unserer Tage" sowie die Debatten-Essays "Was ist Gerechtigkeit?", "Heimat, ein Phantomschmerz" und "In der Kampfzone". Zuletzt erschien seine Philosophie des Reisens unter dem Titel "Vom Glück, unterwegs zu sein" (Siedler-Verlag, München).