Die Grade der Gerechtigkeit. Was der Klimawandel mit Ungleichheit, Rassismus und Sexismus zu tun hat

Cord Riechelmann
Die Grade der Gerechtigkeit. Was der Klimawandel mit Ungleichheit, Rassismus und Sexismus zu tun hat
Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 16-19:30 h, ca. 14tägig, 8 Termine: 17.10., 7.11., 21.11., 5.12., 19.12.2024, 16.1., 30.1., 13.2.2025, Hardenbergstr. 33, Raum 110

Anmeldung auf Moodle beginnt am 14.10.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2447
Moodle Einschreibeschlüssel: gerechtigkeit

Als sich in den letzten zwei Jahren die Meldungen von Dürren nicht mehr nur an den Rändern des großen Regenwaldes in Amazonien häuften, konnten diese Ereignisse eindeutig dem menschengemachten Klimawandel und der unter dem faschistischen Präsidenten Bolsonaro forcierten Abholzung zugeschrieben werden. Dabei ist die Forschung so fortgeschritten, dass sie zwischen Extremwettern, die unabhängig vom Klimawandel stattfinden und solchen die eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen sind, unterscheiden kann. Was auch damit zu tun hat, dass die Methoden zur Ursachenerforschung vergangener Klimaereignisse wie den „Dustbowl-Jahren“ in den 1930er Jahren in den USA mittlerweile so gut sind, dass eindeutige Ursachen benannt werden können. In den Jahren waren die großen Prärien in Oklahoma, Kansas, Texas, New Mexiko und Colaroda durch Hitze und Dürre in Staubschüsseln verwandelt worden, die vielen Menschen das Leben und die Lebensgrundlage kosteten, und die eindeutig mit dem Klimawandel in Verbindung standen. Im Seminar soll es ausgehend von den Studien des Historikers Dipesh Chakrabarty und der Extremwetterforscherin Friederike Otto darum gehen, mit dem Verständnis solcher Klimaereignisse auch ein Vokabular zu entwickeln, dass sich nicht in den alten apokalyptischen Visionen totläuft. Denn, so schreibt Friederike Otto, wirksames Handeln gegen die Klimaungerechtigkeit werde es erst geben, wenn wir bessere Geschichten als die von der Angst vor den Kipppunkten, des Nie-Mehr-Fliegens oder des Zurückdrehens der Globalisierung zu erzählen vermögen, wie es der Feminismus über die Zeit mittlerweile in Bezug auf die Frauen geschafft habe.

Literaturauswahl:
Dipesh Chakrabarty: Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter. Berlin 2022.
Franz Mauelshagen: Geschichte des Klimas. Von der Steinzeit bis zur Gegenwart. München 2023.
Friederike Otto: Klimaungerechtigkeit. Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat. Berlin 2023.
Klaus Pedersen: Naturschutz und Profit. Menschen zwischen Vertreibung und Naturzerstörung. Münster 2008.
Thomas Piketty: Natur, Kultur und Ungleichheit. Eine historische und vergleichende Betrachtung. Stuttgart 2023.
McKenzie Wark: Molekulares Rot. Theorie für das Anthropozän. Berlin 2017.

Konkrete Leistungsanforderungen für den unbenoteten Schein: Zuhören, Mitdenken und Argumente entwickeln.

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die „Geschichte biologischer Forschung“. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die „Berliner Seiten“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Autor der Bücher „Bestiarium“ (2003)„Wilde Tiere in der Großstadt“ (2004) und Herausgeber "Zu einer Ästhetik des Lebendigen" (2015). Er kuratierte zusammen mit Marcel Schwierin das Sonderprogramm zum „Kino der Tiere“ bei den Kurzfilmtagen 2011 in Oberhausen. 2013 erschien das Buch „Krähen. Ein Porträt“ bei Matthes & Seitz, "Vögel" (2021) im Dudenverlag, zuletzt „Leichtes Unbehagen. Von Menschen und anderen Tieren“ (2022) zusammen mit Rosemarie Trockel im Verlag der Buchhandlung Walther König. Riechelmann schreibt für diverse Zeitungen u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die taz und cargo. Er unterrichtet wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin.