Von Objekt zu Subjekt - Von Scham und Schande zu Stolz. Wendepunkt in der Wahrnehmung von Menschen, Entitäten & Gegenständen

Marianne Ballé Moudoumbou
Von Objekt zu Subjekt - Von Scham und Schande zu Stolz. Wendepunkt in der Wahrnehmung von Menschen, Entitäten und Gegenständen

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 14 bis 18 Uhr, 14tägig ab 17.10.2024, Hardenbergstr. 33, Raum 150

Registration on Moodle starts 14.10.2024 / Anmeldung auf Moodle beginnt am 14.10.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2438
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: subjekt

In der Geschichte interkontinentaler Beziehungen und damit in der Kunstgeschichte und Wahrnehmung von Menschen, Cosmos und Entitäten sind verschiedene Wendepunkte eingetreten. Mit Papst Nikolaus V. „Dum Diversas“ kam 1452 die an jeden weißen Christen erteilte Erlaubnis, zu erobern, unterdrücken, morden und zu versklaven. Menschen, Cosmos und Entitäten werden weitgehend zu Objekten. 2001 erfolgte durch die Vereinten Nationen die offizielle Anerkennung der Versklavung von Afrikaner*innen und im Allgemeinen Menschen mit afrikanischen Vorfahren als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie wurde begleitet mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog zur Überwindung der Folgen, einschließlich Restitutionen (Art. 158). Beide Texte stellen die Erklärung und den Aktionsplan aus der Weltkonferenz von Durban (DDPA) dar. Im Juli 2023 erschien die Publikation „Atlas der Abwesenheit“ und brachte das Thema der interkontinentalen Beziehungen wieder in den Vordergrund. Aber waren vorhergehende Restitutionsvorhaben zumindest in Europa in Vergessenheit geraten bzw. fast völlig ignoriert? Wie können die kamitische Maat, oder die Charta des Manden von Kurugan Fuga, oder die Texte, Empfehlungen und Resolutionen von Organisationen und Bewegungen neue Perspektiven für Zukunftsvisionen bieten? Welche Kipppunkte haben Matriarchat und gesellschaftliche Strukturen und Gegebenheiten wie Alter und Geschlecht erfahren? Welche Kehrpunkte brauchen wir?

In diesem Seminar folgen wir Wendepunkte in der Debatte um die Rückkehr einiger Ahn*innen verschiedener Communities wie die der emblematischen Queen Idia Maske (Nigeria), der spirituellen Urmutter Ngonnso, von Sarrah Baarrttman, und der Umkehr in der Wahrnehmung des tragischen Wegs ausgewählter Mino von Dahomey in die Amerikas, oder des Schicksals Bilillee Ajiamé von Oromo-Land zu Preußen. Dieses Seminar thematisiert aus einer intersektionalen Perspektive die verschiedenen strategischen, gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Ausrichtungen in der lokalen, regionalen und „globalen“ feministischen und panafrikanischen Bewegung im weitesten Sinne des Wortes. Es soll die Wahrnehmung schärfen im Hinblick auf Restitutionen und Reparationen. Wir wollen gemeinsam den Stand der Forschung, Forderungen und positive Ansätze und Handlungsprozesse beleuchten, um community-basierte Wandel und Transformationsansätze zu initiieren, wahrzunehmen und zu begleiten. 

Literaturhinweis:
Autor:innenkollektiv. Andrea Meyer und Bénédicte Savoy (Koord.) (2023): Atlas der Abwesenheit, Dietrich Reimer Verlag, ISBN: 978-3-496-01700-4
Danticat, Edwidge (2019): Anacaona: The Golden Flower Queen (She Was), ISDN-10:1733139214, Cayena Press, Inc.
Kelly, Natasha (2021): Afrokultur, der Raum zwischen gestern und morgen, Unrast Verlag, 978-3-89771-221-8
Schwarz-Bart, Simone; Schwartz-Bart, André; Rejouis, Rose-Myriam (2003): In Praise of Black Women: Modern African Women, University of Wisconsin Press

Konkrete Leistungsanforderungen für den unbenoteten Schein // Fulfilment criteria for ungraded accreditation: Aktive Teilnahme und künstlerisch-kreative Produktion in Verbindung mit dem Kursinhalt (Gedicht, Plakat, Flyer, Artikel, Essay, Modellbau...)

Marianne Ballé Moudoumbou ist Diplom-Dolmetscherin. Sie engagiert sich in einem breiten Bündnis für eine offizielle Anerkennung der während der „Maafa“ – Große Zerstörung – verübten Völkermorde und Verbrechen und für entsprechende Entschädigungen. Sie ist in vielen Organisationen engagiert: als Sprecherin des Pan-African Women’s Empowerment & Liberation (PAWLO)-Masoso e.V., als Mitbegründerin und stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland e.V. und als aktuelle Sprecherin des Vertreter*innenrats der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisation (BKMO). Sie war Mitglied in der Vollversammlung der IHK Potsdam, ist Mitglied im Sprecherrat von VENROB e.V. und dem Netzwerk entwicklungspolitischer Gruppen, Initiativen und Vereine im Land Brandenburg als auch Mitbegründerin des Komitees für ein Afrikanisches Denkmal und Mitglied im Landesintegrationsbeirat Brandenburg. Sie ilehrt auch an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin und leitet das Teilprojekt VIW-Vitamin P-PAWLO-Palanca-SdE Chancenpatenschaft in Brandenburg. Sie studierte Angewandte Sprachwissenschaften an der Sorbonne Nouvelle in Paris. Ballé Moudoumbou schreibt, produziert und moderiert deutschlandweit in öffentlichen und privaten Medien, Radiosendungen und Publikationen.