Fashioning Africa – Koloniale Kontinuitäten in Mode und Gesellschaft?

Beatrace Angut Lorika Oola
Fashioning Africa – Koloniale Kontinuitäten in Mode und Gesellschaft?

Seminar Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 14-18 Uhr, 26.10.23, 2.11., 9.11., 23.11., 30.11., 7.12.2023, 15.2. und 22.2.2024, Hardenbergstr. 33, Raum 110 (am 7.12. und 15.2. in Raum 150)

GUEST:
15.2.2024, Kimberly Jenkins


Die Debatte um das koloniale Erbe und seine Kontinuitäten steht noch am Anfang und fordert nach der Black-Lives-Matter-Bewegung verstärkt eine Aufklärung. In der Kulturlandschaft verzeichnet sich eine zunehmende Präsenz der Thematik, die Medien, Textil- und Bekleidungsindustrie zeigen sich noch zurückhaltend. Die Modeindustrie ist durch koloniale Ausbeutung aufgebaut worden, diese existiert bis heute und spiegelt sich in Form von strukturellem Rassismus wider. In der internationalen Mode- und Designszene entwickelten sich in den letzten Jahren Ansätze mit dekolonialer Ausrichtung, die das Modesystem kritisch hinterfragen. Afrikanische Mode-Stereotypen existieren und müssen hinterfragt werden. Was bedeutet das für die African-Fashion-Bewegung? Wie wurden und werden de- und postkoloniale Ansätze wahrgenommen und in die Praxis umgesetzt? Sind eurozentrische Stile, Ästhetiken und Perspektiven weiterhin dominant? Wie können rassistische Praktiken nachhaltig dekonstruiert werden? Welche zentrale Rolle spielt die African-Fashion-Bewegung? Mit welchen Vorstellungen und Normen in Bezug auf Mode aus Afrika und der Diaspora werden wir konfrontiert? Wie und von wem werden Machtstrukturen im Modesystem definiert? Kurz: Wie ist der Stand der Dinge, hinsichtlich der Dekonstruktion kolonial geprägter Strukturen in Mode und Gesellschaft?

Diesen Kernfragen wollen wir uns im Wintersemester widmen und werden dafür ausgewählte Plattformen, unter anderem Fashion Africa Now und Fashion and Race untersuchen. Zunächst werden wir uns anhand einiger ausgewählter Texte und Fotografien ein theoretisches Verständnis für post- und dekoloniale Ansätze erarbeiten.

Es geht um eine neue Perspektive, das Entpacken von Machtstrukturen und anhaltender Stereotypen, die Voreingenommenheit von African Fashion und die gesellschaftliche Wahrnehmung. Alle am Prozess der Mode- und Designproduktion, -präsentation und -reflektion beteiligten Disziplinen werden in den Blick genommen, auf individueller sowie institutioneller Ebene, wobei die Dozentin vielfältige Erfahrungen aus eigenen Projekten in diese kritische Diskussion einbringen wird. Das Seminar ist um einen reichhaltigen Austausch zwischen Fotografie, Film und Reflexionen herum strukturiert und beschäftigt sich mit Schlüsseldebatten rund um das Konzept der African Fashion. Besonderes Augenmerk wird auf die Auseinandersetzung mit den tiefgreifenden Auswirkungen der Kolonialität/Moderne bei der Verhandlung alternativer Wege des Denkens und Visualisierens über Mode made In Africa und ihrer Diaspora gelegt.

Ziel des Seminars ist es, durch Textlektüre, Film, Audio, und anlässlich aktueller Ereignisse ein kritisches Verständnis dafür zu entwickeln, was es bedeutet, im Design- und Modebereich kolonial geprägte Denk- und Handlungsmuster zu durchbrechen – auch in der eigenen Arbeit.

Literaturempfehlung:
Aja Barber: Consumed - The need for collective change; colonialism, climate change & consumerism (Octopus Publishing)

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Neben aktiver Teilnahme an der Lehrveranstaltung entstehen eigene Referate, die alleine oder in Gruppen entwickelt und gemeinsam im Seminar präsentiert und besprochen werden. Mögliche Medien für die Erstellung der eigenen Arbeiten sind Fotografie, Video, Ton bzw. Film.

Beatrace Angut Lorika Oola studierte Medien mit Schwerpunkt Film und Fernsehen und arbeitet als freie interdisziplinäre Kuratorin, Fashion Stylistin, Cultural Creative Producer, Speaker, sowie als Gastdozentin an der Hochschule für Künste in Bremen. Die Forderung nach Repräsentanz, Diversität und Inklusion in der Kreativbranche und das damit Infragestellen des Narratives und der gesellschaftlichen Wahrnehmung ist Teil ihrer Praxis. Ihr Hauptinteresse gilt afrikanischen und afro-diasporischen Praktiken in partizipativen Medien mit Fokus auf Mode. Mit dem internationalen Netzwerk und der gleichnamigen Plattform „Fashion Africa Now“ wird mit Stereotypen gebrochen und werden marginalisierte Perspektiven sichtbar und gesellschaftskritische Themen in den Vordergrund gerückt. „Fashion Africa Now“ wurde von der Bundesregierung mit dem Kultur- und Kreativpilotinnen Award 2022 ausgezeichnet. Außerdem ist sie Beiratsmitglied von Dekolonisierung Hamburg. Mehr Informationen unter www.fashionafricanow.com.