Less does more. Vergessene Reduktionspraktiken als ökologische Strategien im Zeitalter des Anthropozäns
Dr. Silvia Mazzini
Less does more. Vergessene Reduktionspraktiken als ökologische Strategien im Zeitalter des Anthropozäns
Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Mittwochs, 10-13:30 Uhr am 25.10., 22.11. und 13.12.2023, jeweils online
Samstag/Sonntag, 20./21.1.2024, 10-17 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 102/101
Registration on Moodle starts 16.10.2023 / Anmeldung auf Moodle beginnt am 16.10.2023: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2019
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: vergessen
In der Ära der ökologischen Krise wird man immer wieder auf eine dringend nötige Reduktion von Konsum und Energie hingewiesen. Diese wird meistens als eine moralische Pflicht zum Verzicht empfunden. Was aber, wenn man Reduktion freiwillig als eine kreative und/oder subversive Strategie wählt?
In diesem Seminar werden wir alte, oft vergessene Enthaltsamkeits- und Sparsamkeitspraktiken aus dem Arsenal der neuzeutlichen Kulturen kritisch analysieren, um sie mit heutigen Praktiken in Beziehung zu setzen und möglicherweise auch neu zu gestalten. Wir werden hierbei auf Theorien und Praktiken fokussieren, die ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur (Nachhaltigkeit) oder die ökologische Mitgestaltung neuer Lebens- und Gesellschaftsformen (Posthumanismus) anstreben.
Um uns derartige Ideen und Methoden kritisch anzueignen, werden wir zuerst philosophische Diskurse zur Praxis der Reduktion analysieren und diskutieren (Nietzsche, Weber, Foucault, Sloterdijk, Agamben), ohne dabei die Tendenz zur Manipulationen und Romantisierungen (Green Colonialism, kapitalistisches Greenwashing, Statussymbole) zu übersehen. Danach werden wir ein „enthaltsames (aber reichhaltiges) Buffet” vorbereiten: Als Einzelne oder in kleinen Gruppen werden wir unterschiedliche künstlerische, soziale, politische Experimente der Reduktion (Armes Theater, Green Painting, Environmental Lockdowns, digitale Askese, Minimalismus als Lifestyle, Veganismus – oder unsere eigenen Entwürfe) kritisch untersuchen und in der Gruppe präsentieren.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige und aktive Teilnahme. Erstellung und Präsentation von Projektskizzen (einzeln oder in Gruppenarbeit) oder Kurzessays zu selbstgewählten Themen aus dem Spektrum des Seminars.
Silvia Mazzini ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Ästhetik am Promotionsprogramm für Künstler*innen IDSVA. Sie hat über Kunst und Politik bei Pasolini, Bloch und Vattimo, über tragisches und komisches Denken und Gemeinschaftstheater veröffentlicht; derzeit schreibt sie über die Philosophie der Armut. Als freie Dramatikerin und Autorin experimentiert sie mit hybriden Austauschformen zwischen öffentlichen Themen und akademischen Diskursen.