Revisited Avantgarden: Dialoge zwischen Lateinamerika und Europa

Aliza Yanes Viacava
Revisited Avantgarden: Dialoge zwischen Lateinamerika und Europa

Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Samstag/Sonntag, am 28.10./29.10. und 4.11./5.11. und am Samstag, 11.11.2023, jeweils 10-15:30 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 004

Registration on Moodle starts 16.10.2023 / Anmeldung auf Moodle beginnt am 16.10.2023: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2025
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: dialoge

Eines der typischen Merkmale des Eurozentrismus ist das „Vergessen“ von künstlerischen Bewegungen, die außerhalb von Europa stattgefunden haben. Dies führt zu einer kulturellen Amnesie, die sehr bereichernde künstlerische und ideologische Vorschläge unsichtbar machen.
Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn wir an die europäischen Avantgarde-Bewegungen als etwas Einzigartiges denken. In den 1920er Jahren entstanden in Lateinamerika literarische Avantgarden, deren Ziel es war, eine neue Art von Literatur und eine neue Identität zu erschaffen, um vor allem mit der kulturellen und ästhetischen Abhängigkeit von Europa zu brechen.

Ziel dieses Seminars ist es, die Manifeste und bestimmte Kunstwerke der europäischen und lateinamerikanischen Avantgarden zu untersuchen, um einen textlichen, ideologischen und ästhetischen Dialog herzustellen. Dies wird es uns ermöglichen, die Beziehungen der Kolonialität durch die Künste und die Literatur kritisch zu analysieren und mit Begriffen wie „Zentrum – Peripherie“ zu brechen und etablierte Muster der Originalität zu hinterfragen. Zu diesem Zweck werden wir Avantgarde-Diskurse in Mexiko, Brasilien, Argentinien, Chile und Peru untersuchen.

Der Dialog zwischen europäischen und lateinamerikanischen Avantgarden wird als Ausgangspunkt dienen, um uns Fragen zu unserem heutigen Kontext zu stellen: Welche Unterschiede gibt es zwischen den Anliegen der Künstler*innen vor hundert Jahren und denen von heute? Wie war ihr Verhältnis zum Kapital und ihre künstlerische Haltung gegenüber den kapitalistischen Produktionsmitteln? An wen richteten sie ihre Kunst und Kritik? Wie war das Verhältnis zwischen Kunst und Politik?

Die Studierenden werden auch dazu ermutigt, Avantgarde-Diskurse aus anderen Kontexten zu recherchieren. Das abschließende Projekt besteht in der Ausarbeitung eines Manifests, das mit Form und Inhalt experimentiert und in dem die Studierenden die im Seminar entstandenen Überlegungen widerspiegeln werden.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Aktive, regelmäßige Teilnahme, Textlektüre und Verfassen eines Manifests (Gruppen- oder Einzelarbeit).

Aliza Yanes Viacava, Bachelor in Literatur an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos (Lima, Peru), Master in Interdisziplinäre Lateinamerikastudien am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin und Master in Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Als Autorin veröffentlichte sie Kinderbücher, Kurzgeschichten und Buchobjekte. Ihre künstlerische Praxis verbindet literarische Forschung, kreatives Schreiben, Vermittlung, politischen Aktivismus, Video und Performance. Mit kritischem und kreativem Blick thematisieren ihre Arbeiten vor allem die diskursiven Aspekte der historischen und kulturellen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Europa. In ihrer akademischen Praxis hat sie sich hauptsächlich der Erforschung mündlicher Diskurse aus den Anden und dem Amazonasgebiet in der lateinamerikanischen Literatur aus einer dekolonialen Perspektive gewidmet. Sie ist in Kultur- und Bildungseinrichtungen beschäftigt, um eurozentrische Denkmuster zu hinterfragen und zu durchbrechen.