Wir müssen reden – Gestaltung als politische Praxis

Leon Hochhäuser & Nora Shalabi
Wir müssen reden – Gestaltung als politische Praxis / We have to talk – Design as Political Practice

Studentischer Workshop / student-led workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Mittwoch / Wednesdays, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 16.4.2025, Medienhaus, Raum 103

Die Anmeldung auf Moodle beginnt am 14.4.2025 / Registration on Moodle starts on 14.4.2025:https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2712
Einschreibeschlüssel / Enrollment Key: design

In einer Zeit, in der wir uns dem Kipppunkt nähern, ist es entscheidend, die politische Wirkung unserer künstlerischen und gestalterischen Praxis zu reflektieren. Gestaltung bedeutet Narrativ, Austausch, Zusammenkommen, Prozess und vieles mehr – genau das, was in der heutigen Zeit dringend gebraucht wird. Wo lässt sich Politik in der Gestaltung finden? Wie können wir dieses Wissen nutzen, um bewusster zu agieren und uns klarer zu positionieren?
Der aktuelle Diskurs im Design bietet eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten, von der Theorie des Decolonizing Design über Social und Queer Design bis hin zu inklusiver Gestaltung und aktivistischen Projekten. Dabei wird nicht nur die eigene Praxis, sondern auch die akademische Lehre kritisch hinterfragt: Was habe ich bereits gelernt – und was gilt es zu verlernen? Unser Ziel ist es, einen Raum des Austauschs und des Zusammenkommens zu schaffen. Einen Ort, an dem wir unsere Verzweiflung teilen, gemeinsam Wege finden, dieses Gefühl in Empowerment zu verwandeln, ungehörte Perspektiven einbringen und neue Prozesse entwickeln können.
Gestaltung ist in unseren Augen ein Werkzeug, das bestehende ausbeuterische Strukturen mitgeformt hat, nun aber ebenso das Potenzial besitzt, Krisen entgegenzuwirken. 
Das Seminar entfaltet sein volles Potenzial nur durch die Beteiligung einer heterogenen Gruppe, die verschiedene Perspektiven einbringt und wechselseitiges Lernen ermöglicht. Dabei steht Gestaltung nicht isoliert, sondern wird als Teil eines interdisziplinären Diskurses betrachtet, da vergleichbare Strukturen auch in den bildenden und darstellenden Künsten sowie in der Musik sichtbar werden.

Leistungsanforderung für 2 ECTS im Studium Generale: Aktive und regelmäßige Teilnahme in den Sitzungen. Ebenso erwarten wir die Vorbereitung der vorgesehenen Literatur und eine individuelle reflektive Leistung (Medium frei wählbar). Außerdem setzen wir ein Interesse am Diskurs und ein grundlegendes Verständnis von Kolonialisierung und Kolonialismus, Queerness, Inklusion sowie Diskriminierung voraus. Von allen Teilnehmer*innen erwarten wir gewaltfreie Kommunikation, um einen vertrauensvollen und respektvollen Austausch zu ermöglichen.

At a time when we are approaching the breaking point, it is crucial to reflect on the political impact of our artistic and design practices. Design means narrative, exchange, coming together, process, and so much more—exactly what is urgently needed in today’s world. Where can political aspects be found in design? How can we use this knowledge to act more consciously and position ourselves more clearly?
The current discourse in design offers numerous points of connection, from the theory of decolonizing design to social and queer design, inclusive design, and activist projects. This discussion not only questions individual practice but also critically examines academic teaching:
What have I already learned—and what needs to be unlearned? Our goal is to create a space for exchange and collaboration. A place where we can share our frustrations, find ways to transform them into empowerment, bring in unheard perspectives, and develop new processes. In our view, design is a tool that has helped shape existing exploitative structures but also holds the potential to counter crises now.
This seminar thrives on the participation of a diverse group that brings different perspectives and enables mutual learning. Design is not seen in isolation but as part of an interdisciplinary discourse, as similar structures also emerge in the visual and performing arts as well as in music.

Requirements for 2 ECTS in the Studium Generale: Active and regular participation in the sessions. Additionally, we expect preparation of the assigned literature and an individual reflective output (medium of choice). Furthermore, we require an interest in discourse and a basic understanding of colonization and colonialism, queerness, inclusion, and discrimination. We expect all participants to practice nonviolent communication in order to facilitate a trusting and respectful exchange.

Nora Shalabi (Pronomen: sie/keine) studiert im sechsten Semester Produktdesign und ist als Frauen*- und Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät Gestaltung tätig. Durch Noras halb-palästinensische Herkunft, queere Identität und den dadurch erlebten Alltagsrassismus, Sexismus und die Queerfeindlichkeit wurde der persönliche  Politisierungsprozess bereits in jungen Jahren angestoßen. Deshalb bildet nun soziales, dekoloniales, nachhaltiges und intersektional feministisches Design die Hauptmotivation und den Schwerpunkt Noras eigener Kunst- und Designpraxis. Außerdem stellt interdisziplinäre und interkulturelle Zusammenarbeit, die auf die Lösung gesellschaftspolitischer und ökologischer Fragen abzielt, im Mittelpunkt von Noras Designphilosophie.

Leon Hochhäuser (Pronomen: leon/mensch) studiert derzeit im sechsten Semester Visuelle Kommunikation an der UdK Berlin in der Klasse Kampagnen bei Barbara Kotte. Sier ist weiß positioniert und identifiziert sich als nichtbinär. Sier setzt sich therotisch sowie praktisch intensiv mit den politischen Dimensionen von Gestaltung auseinander. Leon realisierte bereits mehrfach Projekte zu gesellschaftskritischen Themen, auch als Gestalter*in in und mit aktivistischen Gruppen. Leon sieht Gestaltung als Waffe und Werkzeug, die in den falschen Händen, Schlimmes anrichten kann, aber das potential für viel Gutes besitzt. Derzeit ist Leon studentische Hilfskraft und studentisches Mitglied in der Kommission für Chancengleichheit. Darüber hinaus ist sier im Fachschaftsrat Medienhaus aktiv, studentisches Mitglied der Anlaufstelle bei Diskriminierung und Gewalt sowie der Kommission für Evaluation. Auch gehört Leon der Redaktion des Critical Diversity Blogs der UdK Berlin an.