Alta Musica: Instrumentarium und Musik der Stadtpfeifer, "auff allerley instrumenten gar perfecte" Musiker mit bürgerlichem Selbstbewusstsein

Prof. Dr. Conny Sibylla Restle
Alta Musica: Instrumentarium und Musik der Stadtpfeifer, »auff allerley instrumenten gar perfecte“ Musiker mit bürgerlichem Selbstbewusstsein

Vorlesung, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Donnerstags, 14-16 Uhr, wöchentlich ab 28.4.2022, Online sowie einzelne Sitzungen im Musikinstrumenten-Museum
Um frühzeitige Anmeldung spätestens bis zum 08.04. per E-Mail an restle_ @sim.spk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!

Die Stadtpfeifer waren vom 14. bis ins frühe 20. Jahrhundert Instrumentalmusiker mit fester Besoldung, die sich vielfach zu Zünften zusammenschlossen. Sie waren in ganz Europa Träger der bürgerlich-städtischen Musikkultur. Von Amts wegen nahmen Stadtpfeifer repräsentative Aufgaben wahr, übernahmen aber auch die Ausbildung junger Musiker. Ihr breitgefächertes musikalisches Repertoire umfasste neben Repräsentationsmusik u. a. mündlich tradierte und improvisierte Signal- und Tanzmusik sowie Jagd-, Hochzeits- und Tafelmusik. Die Stadtpfeifer verfügten über ein eigenes Instrumentarium, das meist aus einer Vielzahl an Holz- und Blechblasinstrumenten bestand. Diese Instrumente, von denen sich einzelne Exemplare in den Musikinstrumenten-Sammlungen erhalten haben, zählen zu den frühesten Zeugnissen des Musikinstrumentenbaus der Neuzeit in Europa.

Der Begriff „alta musica“, „alta capella“ oder „haute musique“ bezieht sich auf den lauten, weithin vernehmbaren Klang der Blasinstrumente der Stadtpfeifer. Viele berühmte Musiker und Komponisten gingen aus der Tradition der Stadtpfeifer hervor, wie z. B. die Familie Bach, Johann Joachim Quantz und Paul Lincke. Die Vorlesung soll einen Überblick über die sozialen und historischen Voraussetzungen für die Alta Musica geben, sowie im Detail deren Instrumentarium und Repertoire behandeln. Im Berliner Musikinstrumenten-Museum werden zudem spezielle instrumentenkundliche Fragestellungen anhand der dort erhaltenen Instrumente erörtert.

Literaturhinweise:
Michael PRAETORIUS: Syntagma musicum Bd. 2: De Organographia, Wolfenbüttel 1619.
Heinrich W. SCHWAB: Art. „Stadtpfeifer“, in: Grove Music Online, Stand: 2001, https://www.oxfordmusiconline.com/grovemusic/view/10.1093/gmo/9781561592630.001.0001/omo-978-1561592630-e-0000026515 (letzter Zugriff: 31.01.2022).
Lorenz WELKER: Art. „Alta“, in: MGG Online, Stand: 1994 (online: 2016), https://www.mgg-online.com/mgg/stable/12075 (letzter Zugriff: 31.01.2022).

Leistungsanforderungen: aktive und regelmäßige Teilnahme.

Conny Restle, Studium der Musikwissenschaft, Lateinische Philologie des Mittelalters, Deutsche Philologie des Mittelalters an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V., 1989 Promotion im Fach Musikwissenschaft: Dissertation »Bartolomeo Cristofori und die Anfänge des Hammerclaviers«., 1989 bis 1991 Wissenschaftliche Assistentin und verantwortliche Koordinatorin des Forschungsprojekts »Cembali – Hammerclaviere« des Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Wien, 1992 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung Berlin, 1994 Leiterin des Musikinstrumenten-Museums SIMPK, seit 2002 Professorin und Museumsdirektorin des Musikinstrumenten-Museums SIMPK.