(Inter-)Nationale Musik um 1900? Moderne Symphonien in Europa

Dorothea Hilzinger
(Inter-)Nationale Musik um 1900? Moderne Symphonien in Europa

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Dienstags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 26.4.2022, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung spätestens bis zum 22.04. unter d.hilzinger_ @udk-berlin.de wird gebeten.
Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, welche europäischen Sprachen Sie neben Deutsch und Englisch sprechen.
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!

Europäische Komponistinnen und Komponisten, die um 1900 eine Symphonie schreiben wollten, sahen sich vor große Herausforderungen gestellt, die je nach Heimatstadt und -land jeweils anders aussahen. Neben ganz praktischen Fragen, die das Vorhandensein von Aufführungsräumen und Orchestern betrafen, musste meist auch geklärt werden, wie man sich innerhalb des nationalen Musiklebens positionieren wollte. In den meisten Ländern wurde heiß diskutiert, wie die jeweils nationale Musiksprache klingen sollte und welche Mittel dafür legitim waren. Gleichzeitig schrieben Komponistinnen und Komponisten ihre Symphonien im Kontext der gesamteuropäischen (und amerikanischen) Entwicklung der Gattung, so dass bei der Betrachtung dieser Werke immer beide Perspektiven berücksichtigt werden müssen: eine internationale und eine nationale.

Bis vor ca. 25 Jahren galten die meisten der Komponierenden um 1900 als Vertreterinnen bzw. Vertreter einer Nation. Dazu gehören beispielsweise Jean Sibelius, Edward Elgar, Vincent D’Indy, Carl Nielsen oder Ignacy Jan Paderewski. Im Seminar wollen wir die neuere Forschung diskutieren, die die symphonischen Werke als Beiträge zu einer transnational gedachten musikalischen Moderne versteht. Wir werden klären, welche Merkmale dieser geweitete Modernebegriff umfassen kann, wie das Selbstverständnis dieser Komponist:innen war und welche äußeren Umstände auf nationaler Ebene für das Schreiben von Symphonien relevant waren. Welche Prozesse begünstigten das Schreiben von Symphonien, welche Hindernisse gab es? Welche länderübergreifenden Entwicklungen waren wichtig? Welche Rolle spielte es, ob man am Rand oder im Zentrum Europas lebte? Was heißt es, modern zu komponieren?

Im Seminar soll eine Auswahl von Ländern und Komponist:innen diskutiert werden, Vorschläge und Wünsche können gerne auch schon im Vorfeld an die Seminarleiterin geschickt werden.

Zu den meisten europäischen Ländern gibt es mittlerweile neuere Forschungen, die häufig auf Englisch sind. Gute Englischkenntnisse sind daher von Vorteil. Aber auch weitere europäische Sprachen sind willkommen und können das Seminar bereichern.

Literaturhinweise:
Daniel M. GRIMLEY: Carl Nielsen and the Idea of Modernism, Suffolk 2010.
John P. E. HARPER-SCOTT: Edward Elgar, Modernist, Cambridge 2006.
Tobias JANZ und Chien-Chang YANG (Hgg.): Decentering Musical Modernity. Perspectives on East Asian and European Music History, Bielefeld 2019.
Tomi MÄKELÄ: „Poesie in der Luft“. Jean Sibelius. Studien zu Leben und Werk, Wiesbaden 2007.

Leistungsanforderungen: aktive und regelmäßige Teilnahme.

Dorothea Hilzinger wurde 1987 in Göppingen/ Baden-Württemberg geboren. Von 2006 bis 2012 absolvierte sie ein Magisterstudium der Musikwissenschaft mit den Nebenfächern Pädagogik und Informatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Aktuell arbeitet sie an ihrem Promotionsprojekt über „ Britische Symphonik 1883-1914 - Studien zu Rezeption, Kompositionsstrategien und Traditionsbezug" an der Universität der Künste Berlin, dabei wird sie von Prof. Dr. Signe Rotter-Broman betreut. Seit dem Sommersemester 2013 ist Dorothea Hilzinger als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Musikwissenschaft an der UdK  Berlin tätig. Ihre Forschungsinteressen beinhalten die Britische Symphonik im 19. und 20. Jahrhundert, die English Musical Renaissance, Edward Elgar sowie die Gattungsgeschichte der Symphonie.