Leipzig im 19. Jahrhundert: Musikleben, Revolution und Frauenbewegung
Prof. Dr. Susanne Heiter
Leipzig im 19. Jahrhundert: Musikleben, Revolution und Frauenbewegung
Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Dienstags, 14-16 Uhr, wöchentlich ab 26.4. bis 28.6.2022, Zusatztermin: 21.06.2022, ganztags (Exkursion nach Leipzig),
Fasanenstr. 1B, Raum 302
Um Anmeldung spätestens bis zum 22.04. unter s.heiter wird gebeten. @udk-berlin.de
Die Teilnahme an der Exkursion ist verbindlich. Aufgrund der geplanten Exkursion ist eine Teilnahme voraussichtlich nur mit 2G-Status möglich.
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!
Die bestehende Musiktradition und die politischen Umstände im Königreich Sachsen machten Leipzig im 19. Jahrhundert zu einem Knotenpunkt für Musikerinnen und Musiker und begünstigten eine Verschränkung von musiktheoretischem und politischem Diskurs. Traditionsreiche Leipziger Institutionen bestanden fort, wurden weiterentwickelt oder neu entdeckt. So wurde beispielsweise die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach 1841 zum ersten Mal seit Bachs Tod in der Thomaskirche durch Felix Mendelssohn Bartholdy wiederaufgeführt und damit eine Bach-Renaissance sowohl in der Aufführungspraxis als auch in der Geschichtsschreibung eingeleitet. Leipzig war damit im 19. Jahrhundert Schauplatz sowohl der Bewahrung großer Traditionen als auch der Diskussion progressiver Musikauffassungen – Forum dafür war etwa die von Robert Schumann 1834 gegründete und ab 1845 von Franz Brendel herausgegebene Neue Zeitschrift für Musik.
Teil der Szene um Schumann, Brendel und dessen Ehefrau Elisabeth Brendel war Louise Otto-Peters, die in dieser und anderen Zeitschriften publizierte und 1865 in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Frauenverein gründete, der (seit 1920 als Deutscher Staatsbürgerinnenverband) bis heute besteht. Ihre Forderung nach „erhöhter Bildung des weiblichen Geschlechts“ wurde am von Felix Mendelssohn Bartholdy mitinitiierten Leipziger Konservatorium insofern schon früher realisiert, als hier seit der Gründung 1843 auch Frauen zugelassen waren.
Den hier skizzierten Zusammenhängen wird im Seminar nachgespürt. In einer abschließenden Blockveranstaltung begeben wir uns in Leipzig selbst auf Spurensuche und besuchen einige der einschlägigen Institutionen.
Literaturhinweis: Peter KRAUSE u. a.: Art. „Leipzig“, in: MGG Online, Stand: 1996 (online: 2016), letzter Zugriff: 31.01.2022.
Leistungsanforderungen: regelmäßige, aktive Teilnahme.
Susanne Heiter, Studium Musik und Biologie Lehramt (Schulmusik) an der Universität der Künste und der HU Berlin mit dem Hauptfach Orgel sowie Biologie Diplom an der Universität Wien und University of Glasgow. 2019 Promotion in Musikwissenschaft an der UdK Berlin über „Tiere und Tierlaute in der Musik nach 1950“ (Stipendiatin in der Pilotphase der Graduiertenschule der UdK, Elsa-Neumann-Stipendium). 2011–2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt: "Ereignis Darmstadt. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik 1964–1990 als ästhetischer, theoretischer und politischer Handlungsraum“.