System ist System (Seminar/Workshop)

Dr. Claudia Lehmann / Konrad Hermann Hempel
System ist System
Seminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Freitags, 14-18 Uhr, 14tägig ab 4.11.2016 (8 Termine: 4.11., 18.11., 2.12., 16.12.2016, 6.1., 20.1., 3.2., 17.2.2017),
Hardenbergstr. 33, Raum 110 (Ausnahme: 3.2.2017 in Raum 004)

Die Ordnung, in der wir uns sozial- und krankenversichern, den Wohnort melden, ein Bankkonto führen etc., bildet den Rahmen unseres Zusammenlebens. Diese Systeme können in ihrer Logik das Leben, welches von Irrtümern, Zufälligkeiten und gefühlsgesteuerten Handlungen geprägt ist, nicht berücksichtigen. Dabei erfinden und produzieren wir diese Systeme selbst! 
Systeme können aber auch ganz anderer Natur sein, z.B. mathematisch oder biologisch. Im Wesentlichen kann man Systeme durch Objekte und Beziehungen zwischen diesen beschreiben. Abhängig von der Art des Systems kann man die Systemtheorie auch als einen heterogenen Rahmen für einen interdisziplinären Diskurs bezeichnen.
In diesem Seminar mit anschließendem Workshop geht es darum, Übersetzungs- und Transformationsmechanismen zu entwickeln, die geeignet sind, den persönlichen Zugang und die eigene Interpretation eines Systems für die künstlerische Praxis nutzbar zu machen.

Nach einer Einführung in die Ansätze verschiedener Systemtheorien soll im Weiteren eine Idee entwickelt und umgesetzt werden. Die Beschäftigung mit verschiedenen Darstellungsformen und die Diskussion von Herangehensweisen anderer Künstler soll helfen, durch Komplexitätsreduktion Vereinfachungen zu finden, damit sich der Inhalt auch vermittelt und darstellbar ist. Es können dabei Sound- und Videoinstallationen, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum sowie bildnerische Werke oder theoretische Abhandlungen entstehen.
Nach der theoretischen Einführung, werden wir uns mit den Möglichkeiten der zur Verfügung stehenden Materialien vertraut machen. Im Anschluss werden Gruppen (ca. 3-5 Leute) gebildet, die sich im besten Fall aus Studierenden verschiedener Studiengänge zusammensetzen. Es soll experimentiert und eine gemeinsame Sprache gefunden werden. 

Leistungsanforderung für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige aktive Teilnahme und Teilnahme an der Abschlusspräsentation.

Claudia Lehmann wurde 1975 in Langenhangen bei Hannover geboren. Sie ist promovierte Elementarteilchenphysikerin, Filmemacherin und Videokünstlerin. In Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen bis hin zu Musik- und Kunstvideos, Installationen und Performances, setzt sie sich meist in einfachen Geschichten mit den Themen Wahrnehmung, Wirklichkeit und Zeit auseinander. Ihr Film „Memoryeffekt“ (Drehbuch, Regie) gewann den Shocking Short Award 2006 und wurde auf der Berlinale und dem Max-Ophüls-Preis-Festival gezeigt. 2009 wurde ihr (auch selbstproduzierter) Dokumentarfilm „Hans im Glück“ ebenfalls zur Berlinale eingeladen. Mit X-Filme Creative Pool realisierte sie 2012 die Literaturadaption „Schilf“ nach dem Roman von Juli Zeh, bei der sie auch das Drehbuch mit Leonie Terfort verfasste. Seit vielen Jahren konzeptioniert und realisiert sie Videobühnenbilder, vor allem mit dem Theaterregisseur Nicolas Stemann, z.B. „Die Kontrakte des Kaufmanns“, Elfriede Jelinek (Thalia Theater Hamburg/Schauspiel Köln, 2009); „Faust I+II“, Johann Wolfgang Goethe (Salzburger Festspiele/Thalia Theater 2011); „Die Schutzbefohlenen“, Elfriede Jelinek (Theater der Welt/Thalia Theater Hamburg, 2014). Im Zuge dessen entwickelte sie auch ihre Live-Video-Performances. Seit 2012 ist sie Lehrbeauftragte an der Universität der Künste Berlin, 2016 an der Kunsthochschule Weißensee. 2014 gründete sie das Institut für Experimentelle Angelegenheiten, IXA, gemeinsam mit dem Bildenden Künstler und Komponisten Konrad Hempel. Weitere Informationen unter www.leclaud.de.

Konrad Hempel, Jahrgang 1973, lebt und arbeitet als Bildender Künstler, Komponist und Musiker in Berlin. Nach Studium der Geschichte, Musikwissenschaft und Philosophie studierte er an der Kunsthochschule Berlin Weißensee Visuelle Kommunikation. Seinen Meisterschüler absolvierte er bei Prof. Alexander Jordan. Seit 1990 ist er als Musiker und Komponist aktiv. Unter anderem widmet er sich Stummfilm- und Filmvertonungen, sowie der experimentellen und der U-Musik. Mit Konzerten seiner Bands Yellowback und ALP gastierte er in der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, Polen, Tschechien und den USA. Aus der Hausbesetzer- und Undergroundszene kommend, war er von 1998 bis 2003 als Gründer Mitglied der offenen Berliner Bühne „Abteilung Hören und Sehen“. Hier entwickelte er bereits in Text-, experimentellen Musik- und Filmbeiträgen prägende Elemente seiner bildnerischen Kunst und Musik. Als Mitglied des Performance- und Multimediakollektivs „Schwindel“ wirkte er an mehreren Inszenierungen mit, zu welchen er Musik sowie Videoprojektionen beisteuerte. Er arbeitete u.a. mit Sebastian Rudolph, Thomas Dannemann und Jo Parkes, z.B. am Schauspielhaus Hannover, am Residenztheater München und dem Thalia Theater Hamburg. In seiner bildnerischen Arbeit entstanden verschiedene Installationen, Klangräume sowie Video- und Malereiarbeiten. Er stellte u.a. in der Akademie der Künste, dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin und dem Museo Monjo in Barcelona aus. 2014 gründete er gemeinsam mit Claudia Lehmann das Institut für Experimentelle Angelegenheiten. Weitere Informationen unter www.experimentelleangelegenheiten.de und www.experimentalaffairs.com.