Disruption
Prof. Dr. Ingeborg Harms
Disruption
Online-Seminar, Deutsch/English, 3 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 15-17 Uhr, wöchentlich ab 4.11.2020
Online-Meeting:https://udk-berlin.webex.com/udk-berlin/j.php?MTID=m4657fdd84f0025a6af1f16548c70001f
Um Anmeldung bis spätestens 4.11. unter f.senk wird gebeten. @udk-berlin.de
Spätestens in diesem Jahrhundert ist der Begriff “disruption” (Abriß oder Erschütterung) zu einem allgegenwärtigen Mantra geworden. Disruption ist erwünscht, sie schafft die Post, die Diskettenindustrie, die Benziner ab und ordnet das Alltagsleben nach ganz neuen Idealen. Nur für die Mode ist Disruption seit jeher die Regel gewesen. Das Seminar beschäftigt sich mit diesem aktuellen Konzept im Kontext der anderen großen Geschichts- und Zeittheorie der Kontinuität. Wir schauen uns an, welche historischen Theorien und Ereignisse Disruption ins Zentrum rückten. Und wir werden die Gegenpositionen diskutieren.
Ästhetisch war eine der folgenreichsten Disruptionen die künstlerische Moderne, mit fruchtbarem Einfluss auf die Mode. Sie ist immer ein feiner Sensor für gesellschaftliche Veränderungen gewesen. Doch ausgerechnet heute, wo alle Welt ihre Prinzipien adaptiert hat, scheint die Mode aus der Mode gekommen zu sein. Sie gibt keine Trends mehr vor, sondern beruft sich auf traditionelle Werte wie Recycling, Materialqualität und Rücksicht auf die individuelle Vielfalt der Konsumenten. Deshalb die Frage, ob Mode in der Abkehr vom Disruptions-Furor vorangeht und anderen Industrien vielleicht sogar voraus ist. Deshalb soll das Seminar auch zur Klärung der jeweils eigenen kreativen Prinzipien beitragen.
Wir werden Disruption in unsere eigene Arbeits- und Lebenswelt holen. Statt einer abschließenden Seminararbeit sind regelmäßige Kurztexte zu schreiben, die Kontinuität und Disruption in den persönlichen Kontexten reflektieren. Die sich daraus ergebenden Positionen werden im Online-Seminar zeitnah diskutiert.
Leistungsanforderungen: regelmäßige, aktive Teilnahme, Einreichung von wöchentlich gestellten Textarbeiten
Ingeborg Harms wurde in Lüneburg geboren und besuchte dort die Wilhelm-Raabe-Schule. Sie studierte in Marburg und Hamburg Germanistik, Romanistik und Philosophie und promovierte 1986 an der Hamburger Universität mit einer Arbeit über die frühen Dramen Heinrichs von Kleist. Von 1984 bis 1985 war sie in Regensburg als Sekretärin der Kleist-Gesellschaft tätig und ging im Anschluß in die Vereinigten Staaten, wo sie in Brooklyn am polytechnichen Institut der New York University und in New Haven an der Yale University lehrte. Von 1989 bis 1993 unterrichtete sie als Assistant Professor für Modern Foreign Languages and Literatures an der Boston University, arbeitete von 1993 bis 1997 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanistischen Seminar der Universität Bonn und ging in den Jahren 1997 und 1998 für ein Max Kade Professorship an der University of Virginia in die USA zurück. Von 1982 bis 1994 war sie Freie Mitarbeiterin der Frankfurter Rundschau und im Anschluss daran bis 2012 Feste Mitarbeiterin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort verfasste sie über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Kolumne „Blick in deutsche Zeitschriften“, rezensierte aktuelle Bucherscheinungen und trug vor allem auf der Stilseite zur Erweiterung des Feuilletons durch eine kritische Modeberichterstattung bei. Seit 2012 schreibt Ingeborg Harms im Feuilleton der ZEIT und als Autorin der monatlichen Kolumne „Berliner Canapés“. Seit 1996 arbeitet sie regelmäßig für die Modezeitschrift „Vogue“ und die Designzeitschrift „AD Architectural Digest“ und war 2006 im Gründungsteam der deutschen „Vanity Fair“. Sie wirkte bei der Herausgabe der Brandenburger Kleist-Ausgabe mit und publizierte zahlreiche Aufsätze zu Modetheorie und -geschichte sowie vielen anderen kulturwissenschaftlichen Themen. Seit 2012 ist Ingeborg Harms Professorin für Designtheorie mit Schwerpunkt Mode am Institut für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign der Fakultät Gestaltung an der Universität der Künste Berlin.