Die Opern Franz Schrekers – Szenen spätromantischer Klangfarbe und psychologisierender Dramaturgie

Dr. Fabian Czolbe
Die Opern Franz Schrekers – Szenen spätromantischer Klangfarbe und psychologisierender Dramaturgie

Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 4.11.2020, Fasanenstr 1B, Raum 212
(Achtung: je nach Entwicklung der Pandemiebedingungen ggf. online. Bitte beachten Sie die aktuellen Hinweise HIER auf dieser Webseite!)
Um Anmeldung bis spätestens 30.10.2020 unter fabian.czolbe_ @writemusic.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Franz Schrekers Opern erweisen sich als Bindeglied zwischen der Klangfarbendramaturgie Richard Wagners und den expressiven Ausdrucksgebärden Arnold Schönbergs. Angefangen beim Fernen Klang, der die Narrative über räumlich orchestrative Konfigurationen auf einen sich immer nur andeutenden Klang ausrichtet, über die Gezeichneten, deren Gesamtverlauf dem Ausklang einer einzigen expressiven Geste folgt, bis hin zum Christophorus und Schrekers eigner Suche nach einer neuen Form, einer neuen Ausdrucksmöglichkeit. Von der narrativen Kraft mit orchestralem und melodiösem Klangzauber der beiden frühen Werke verliert sich das Spätwerk teils in formellen, stilistischen, musikalischen und erzählerischen Brüchen. Im Zusammenspiel von spätromantischem Farbenspiel, modernen Moden und Tendenzen sowie der Psychologisierung des Heute schrieb Schreker mit Christophorus eine Art ›Zeitoper‹, ein Spiegel gesellschaftlicher und künstlerischer Ausdrucks- und Positionierungsversuche.

Literaturhinweise:
Udo BERMBACH (Hg.): Oper im 20. Jahrhundert. Entwicklungstendenzen und Komponisten, Stuttgart 2000.
Michael HAAS und Christopher HAILEY (Hg.): Franz Schreker. Grenzgänge – Grenzklänge, Wien 2004.
Christopher HAILEY: FRANZ SCHREKER (1878-1934). Eine kulturhistorische Biographie, Weimar 2018.
David KLEIN: „Die Schönheit sei Beute des Starken“. Franz Schrekers Oper Die Gezeichneten (= Schreker Perspektiven, Bd. 2), Mainz 2010.
Janine ORTIZ: „Nun ist alles beim Teufel“: Franz Schrekers späte Opern, München 2017.

Fabian Czolbe (*1981) ist Musikwissenschaftler und promovierte über Aspekte der Schriftbildlichkeit in kompositorischen Skizzen des 20. Jahrhunderts. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena (Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, 2015–2019), lehrte u.a. in Berlin und Oldenburg, arbeitet als freier Musikjournalist für Zeitschriften und Radio, wirkte als Dramaturg und Akteur an verschiedenen Musiktheaterarbeiten sowie szenisch-musikalischen Abenden mit und entwickelte für Museen sowie unterschiedliche Konzertformate Vermittlungskonzepte. Schwerpunkte der Forschung bilden die Musik und das Musiktheater des 20./21. Jahrhunderts, experimentelle/improvisierte Musik, instrumentales Theater, Klangkunst/Klangperformance, Musikästhetik, Notation und kompositorische Schaffensprozesse.