Literatur und Wissenschaft: Bertolt Brechts Leben des Galilei
Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann
Literatur und Wissenschaft: Bertolt Brechts Leben des Galilei
Online-Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Montags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 2.11.2020, Technische Universität
Online unter https://isis.tu-berlin.de/login/index.php.
Um Anmeldung bis spätestens 31.10. unter h.vonherrmann wird gebeten. @tu-berlin.de
Es gehört zu den bis heute bemerkenswerten Intuitionen des Autors Bertolt Brecht, die tiefgreifende Erschütterung klar gesehen zu haben, die die Entstehung der neuzeitlichen Naturwissenschaft für das Verhältnis von Mensch und Erde bedeutet und damit zugleich für die Ordnungen des Sozialen und des Politischen. Um einen Eindruck davon zu gewinnen, wird sich das Seminar zunächst mit dem 1939 verfaßten und 1943 uraufgeführten Theaterstück Leben des Galilei befassen und sowohl seinen wissenschaftshistorischen Quellen als auch seinen zeitgenössischen Kontexten nachgehen. In einem zweiten Schritt soll dann Brechts Konzept eines ‚Theaters des wissenschaftlichen Zeitalters’ in Theorie und Theaterpraxis erschlossen werden. Schließlich wird sich das Seminar mit Michel Serres und Bruno Latour zwei französischen Wissenschaftsforschern zuwenden, die Galilei in jüngster Zeit noch einmal als exemplarischen Fall behandelt haben, um ausgehend davon den Ausblick auf eine erneute Rekonfiguration des Verhältnisses von Mensch und Erde zu eröffnen. Es geht mithin um die Krisenerfahrung, die sich heute mit dem geowissenschaftlichen Begriff des Anthropozäns verbindet.
Leistungsanforderungen: kleine Leistung (Kurzessay, Protokoll o.ä.)
Hans-Christian von Herrmann leitet das Fachgebiet Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft an der TU Berlin. In Forschung und Lehre widmet er sich dem Wandel der literarischen Kultur im Zeitalter von Kybernetisierung und Digitalisierung. Dies meint einerseits eine Beschäftigung mit der Literatur und anderen Künsten seit der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, andererseits die Erarbeitung historischer und theoretischer Perspektiven, die das Verhältnis von Kunst, Technik und Wissenschaften epochen- und kulturübergreifend beleuchten. Besondere Schwerpunkte seiner Arbeit bilden der Streit der 'zwei Kulturen' seit dem 18. Jahrhundert und seine Kritik, das Verhältnis von Kunst und Automatisierung seit dem frühen 20. Jahrhundert sowie die mit der modernen Technik verbundenen Effekte der Planetarisierung. Er ist Mitglied in der Berlin International Graduate School in Model and Simulation Based Research der TU Berlin (BIMoS) sowie im Vorstand der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin, außerdem ist er Mitglied im Verein Literarisches Colloquium Berlin und assoziiertes Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste" an der UdK