Körper-Denken-Sprache
Prof. Dr. Sylvia Wächter
Körper-Denken-Sprache
Online-Seminar, Deutsch, 1 SWS, 1 ECTS
Dienstags, 16-19:30 Uhr, 4 Videosessions
ACHTUNG: startet am 10.11., und geht dann folgendermaßen weiter: 17.11., 24.11., 1.12.2020
Benjamin Lee Whorf hat die These aufgestellt, dass wir trotz gleicher physikalischer Sachverhalte zu unterschiedlichen Interpretationen von Welt kommen; maßgeblich werde dabei unser Denken durch unsere Sprache(n) bestimmt. Welche Aspekte sind uns wichtig? Was drücken wir sprachlich aus? Was nehmen wir wahr, was nicht? Was ist tabuisiert und darf nicht benannt werden? Nicht selten sind Bezeichnungen für bestimmte Körperfunktionen und -organe tabuisiert.
Neben Sprachtabus in verschiedenen Sprachen und Kulturen stehen dem Themenschwerpunkt des Studium Generale entsprechend auch Körper-Metaphern und jene Aspekte im Vordergrund, die als „kulturelle Prägung“ von Kommunikation und Sprache verstanden werden können. In einigen Sprachen erfordert der sprachliche Ausdruck die genaue Kenntnis darüber, ob sich etwas vom Körper links oder rechts befindet, während es Sprachgebräuche gibt, bei denen für die gleiche Beschreibung benannt werden muss, ob sich etwas nördlich, westlich oder vielleicht östlich befindet. In vielen Sprachen ist es erforderlich, sich eher vage und indirekt auszudrücken und damit Graduierungen von Nähe und Distanz zu schaffen.
Wir wollen thematisieren, welche Zuschreibungen aufgrund kultureller Kontexte Wörter erfahren, wie diese sich wandeln und welche Wertungen damit verbunden sind. Die Genese, der Kontext für konkrete Kommunikationsstile und aktuelle Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung sollen helfen, (sprachliche) Verhaltensweisen zu erklären.
Lektüreempfehlungen (diese werden neben weiteren im Seminar gelesen):
Deutscher, Guy: Im Spiegel der Sprache. München: Beck, 2010.
Lakoff, George/Johnson, Mark: Leben in Metaphern. Heidelberg: Carl Auer, 2011.
Whorf, Benjamin Lee: Sprache-Denken-Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie. Herausgegeben und übersetzt von Peter Krausser. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1994.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit, Übernahme kleiner Aufgaben.
Sylvia Wächter lehrt an der Universität der Künste Berlin Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und Angewandte Linguistik im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Sie weilte zu längeren Forschungs- und Arbeitsaufenthalten in den USA und Japan. Sie ist Modulbeauftragte für das Interkulturelle Mentoring im Studium Generale.