Einführung in die Musikethnologie: Musik in China
Ruirui Ye
Einführung in die Musikethnologie: Musik in China
Analoges Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze,
Donnerstags, 14-18 Uhr, am 25.11., 2.12., 9.12.2021, 6.1., 13.1., 20.1., 27.1.2022
Fasanenstr. 1B, Raum 322
Um Anmeldung spätestens bis 22.10. unter Ruirui.Ye wird gebeten. @udk-berlin.de
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!
Die besondere Wirkung der musikalischen Introduktion zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte der Kompositionsgeschichte. Johann Sebastian Bach in der H-Moll Messe, The Doors in Riders on the storm, Ludwig van Beethoven in seiner Sinfonie Nr. 7 op. 92, Miles Davis in „So what“, Henry Purcell in Dido and Aeneas, Ed Sheeran in Shape of You und Sergei Prokofjew in der Ouvertüre zu Romeo und Julia – sie alle nutzen die Introduktion, um die Aufmerksamkeit der Hörer*innenn zu fesseln und sie auf die Atmosphäre und den weiteren Verlauf ihres Werkes vorzubereiten. Die zeitgenössischen „Intros“ beziehen nicht selten Geräusche, Stimmen und Filter mit ein, durch welche die Inhalte der anschließenden Kompositionen antizipiert und assoziiert werden können. Gleich mehrere Wandlungen durchlebte die Introduktion im 18. Jahrhundert und tritt als Präludium, als Einleitung der Ouvertüre in Oper und Suite und schließlich als Eröffnung der klassischen Sinfonie in Erscheinung. Im 19. Jahrhundert begannen sich Introduktionen zu verselbstständigen und als eigenständige Kompositionen u. a. bei Chopin, Liszt und Berlioz nun nicht mehr ein musikalisches Werk, sondern die Räume der individuellen Imagination zu eröffnen. Unter dem Einfluss spiritueller und außereuropäischer Denktraditionen entstanden im 20. Jahrhundert zahlreiche Kompositionen, in denen Zeit als Parameter eine neue Rolle zu spielen begann und die Möglichkeit der formalen Bestimmung des Beginns (und Endes) eines Werkes nur noch von untergeordneter Bedeutung war. Dennoch lebte die Introduktion in divergierenden Kontexten weiter und wird bis heute nicht selten als Reminiszenz an eine vergangene und wirkungsmächtige Formtradition zitiert. In dem Seminar „Intro und Introduktion“ werden sowohl Bedeutungsparallelen als auch ästhetische, funktionale und soziologische Unterschiede der ersten Takte zahlreicher Kompositionen erforscht, deren Auswahl sich bewusst über geographische, ethnologische oder musikhistorische Zuordnungen hinwegsetzt, um neue Denkräume zu eröffnen.
Literaturhinweise
Erich Moritz VON HORNBOSTEL und Curt SACHS: Systematik der Musikinstrumente. Ein Versuch, in: Zeitschrift für Ethnologie 46 (1914), Heft 4–5, S. 553–590.
Lars-Christian KOCH: Grundwissen Musik. Musikethnologie, Darmstadt 2020.
Alan P. MERRIAM: The Anthropology of Music, Evanston 1964.
Bruno NETTL: The Study of Ethnomusicology. 33 Discussions, Urbana u. a. 2015.
Leistungsanforderungen: regelmäßige, aktive Teilnahme, Vortrag
Ruirui Ye absolvierte am Fachbereich Musikwissenschaft mit dem Grad des Bachelor in China. Den akademischen Grad des Master of Arts erwarb sie im Fach Systematische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2020 forscht sie als Doktorandin an der Universität der Künste Berlin. Zudem übt sie Dozententätigkeit im Fach Musikwissenschaft aus. Reiche Auftrittserfahrungen in der Aufführung des Guzheng, einem traditionellen chinesischen Musikinstrument.