„Genau wie früher“
Andrea Pichl
„Genau wie früher“
Hybrides Seminar, Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
Montags, 14tägig, 14-18 Uhr, 7 Termine: 19.4., 3.5., 17.5., 31.5., 14.6., 28.6., 12.7.2021
Räume werden bewusst konstruiert, sie erzeugen, modifizieren und hierarchisieren Beziehungen. Im Seminar „Genau wie früher“ untersuchen wir sogenannte "Rechte Räume" (arch+), wir fragen nach den Mechanismen konkreter Raumproduktion und nach der damit verbundenen Geschichtspolitik. An konkreten Beispielen, die wir, so es möglich ist, gemeinsam aufsuchen, analysieren und dokumentieren wir die jeweiligen Anlagen und Gebäude unter den genannten Gesichtspunkten. Die Beispiele sind in unserer Region zahlreich: Mit dem geplanten Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam wird zugleich ein Emblem der Nazi-Herrschaft wiederbelebt. Der umstrittene Walter-Benjamin-Platz von Kollhoff laboriert mit dem antisemitisch konnotierten Zitat des faschistischen Dichters Ezra Pound in Berlin. Auf dem Sportplatz einer sowjetischen Kaserne in Eberswalde werden Breker-Skulpturen wiederverwertet. Die Verwendung „Mohrenstraße“ als Straßennamen und U-Bahnhof in Berlin-Mitte oder die Bezeichnung „Afrikanisches Viertel“ in Berlin feiert bis heute die deutsche Kolonialherrschaft. Die Geschichte der Frauenkirche in Dresden, die „Bibliothek des Konservatismus“ in Berlin-Charlottenburg und nicht zuletzt die Wiedererbauung / Kopie des Stadtschlosses in Berlin sind prominente Beispiele für rechte Raumproduktion.
Im Seminar untersuchen wir räumliche Besonderheiten und spezifische Details, wir betrachten die Wechselwirkung von Raumgestaltung und Raumwahrnehmung von sogenannten „Rechten Räumen“. Wir stellen Fragen: Was fällt uns auf? Was beeinflusst aus welchem Grund unsere Aufmerksamkeit unter genannten Gesichtspunkten? Was und warum genau bestimmt unser Rechercheinteresse? Wodurch gewinnen bestimmte räumliche Arrangements neben inhaltlich nationalistischen Konnotierungen Bedeutung? Mit welchen architektonischen/gestalterischen Mitteln wird dieses Ziel verfolgt, welche Strukturen werden eingesetzt? Alle Informationen werden sowohl aus der Recherche vorab, als auch vor Ort gesammelt und mit künstlerischen Mitteln dokumentiert.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Aktive Teilnahme sowohl in der Recherche als auch in der Erfahrung / Dokumentation vor Ort.
Andrea Pichl, Studium der Bildenden Kunst/Bildhauerei Kunsthochschule Weißensee und Chelsea College of Art, London. Architektonische Entwürfe und städtebauliche Raumkonstellationen der Klassischen Moderne wie der Nachkriegsmoderne bilden die Bezugspunkte für ihre künstlerische Arbeit. Sie untersucht darin die Realitäten der mit der modernen Architektur verbundenen Visionen, das in und mit den Formen verbundene Potential der Moderne, wobei sie bevorzugt mangelhafte und unstimmige Elemente, groteske dekorative Module, ins Zentrum rückt. Ihre Arbeiten waren/sind u.a. zu sehen im Museum Dieselkraftwerk Cottbus, Landesmuseum Brandenburg (solo im Dialog mit Herrmann Glöckner), im Kunstraum Kreuzberg, in „Concrete Utopia“, kuratiert von arch+, im HMKV Dortmund, im ZKR (Zentrum für Kunst im öffentlichen Raum), in der KROME Gallery, im Kunstmuseum Moritzburg in Halle, im L40, Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, im Hamburger Bahnhof, im IMMA (Irish Museum of Modern Art) in Dublin, im M HKA, Museum for Contemporary Art in Antwerpen, bei der IG Metall, organisiert vom Haus am Lützowplatz, Berlin, in der Nationalgalerie Taschkent, im KuMu Art Museum Tallinn, im Contemporary Art Center Vilnius und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Weitere Informationen unter https://andreapichl.com/.