Medienästhetik der Faszination
Prof. Dr. Brigitte Weingart
Medienästhetik der Faszination
Online-Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 22.4.2021
Wenn heutzutage jemand behauptet, von etwas „fasziniert“ zu sein, dann bezieht sich dies zumeist auf eine unerklärliche Anziehung, die von einem bestimmten Objekt oder einer Person ausgeht, und damit auf eine eher positive Erfahrung. Das war nicht immer so: Der Begriff der Faszination stammt ursprünglich aus dem Bereich der Magie und bezog sich bis zur Aufklärung auf Phänomene der (hauptsächlich visuellen) Bezauberung – insbesondere auf den ‚bösen Blick‘, also auf eine Form von Schadenszauber mit mitunter tödlichem Ausgang.
Ausgehend von dieser eigenwilligen Begriffsgeschichte widmet sich das Seminar den historischen und aktuellen Versuchen, die rätselhafte ‚Fernwirkung‘ der Faszination zu erklären, indem man sie als Effekt medialer Vermittlung begreift. Das Spektrum der behandelten Themen reicht von Modellierungen des Blicks als eines buchstäblichen ‚Kontakts‘ in vormodernen Sehtheorien über Szenarien der ‚Augentäuschung’ und ‚Verblendung‘ in der Mediengeschichte der optischen Magie bis zu gegenwärtigen Diskursen über das ‚gewisse Etwas‘ im Verhältnis zwischen Stars und Fans. Auch verwandte Konzepte wie Charisma, Glamour oder Fetischismus werden zu berücksichtigen sein.
Wir arbeiten mit Texten (historischen Quellen, Literatur, Theorie), Bildern und audiovisuellem Material (z.B. Filmen von Ingmar Bergman, Andy Warhol und Arthur Jafa).
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: aktive, regelmäßige Mitwirkung, Teilnahme an einer Recherchegruppe mit Präsentation/Moderation, 3 Resonanzpapiere (je ca. 1 Seite).
Brigitte Weingart ist seit Sommersemester 2020 als Professorin für Medientheorie am Institut für Theorie und Praxis der Kommunikation an der UdK tätig. Zuvor war sie Professorin für Medienkulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (2019-2020) und an der Universität zu Köln (2014-2019) sowie u.a. Alexander von Humboldt-Fellow an der Columbia University in New York. Seit 2013 arbeitet sie in der Redaktion der Zeitschrift für Medienwissenschaft (ZfM) mit, die sie seit 2019 leitet. Zu ihren Schwerpunkten in Lehre und Forschung gehören die Theorie und Geschichte der Bildschirmmedien, der visuellen Kultur und der Literatur bzw. schriftbasierten Kommunikation, Film- bzw. Bewegtbildanalyse, Intermedialität (Text-Bild-Verhältnisse), Medienanthropologie und Wissensgeschichte (Kollektivsymbolik und Epistemologie der Ansteckung; Theorie und Poetik des Blicks; Magie als Affekttheorie; Medienästhetik der Faszination), Pop/-theorie und Celebrity Studies sowie Gerüchtekommunikation. Weitere Informationen unter www.brigitte-weingart.de