Das Frauenstudium in der Bildenden Kunst
Die Zulassung von Frauen an den Institutionen akademischer Kunstausbildung war ein wichtiger Schritt der Emanzipation. Während „Elevinnen” an der Hochschule für Musik seit ihrer Gründung im Jahr 1869 studieren konnten, blieben Frauen an der Hochschule für die bildenden Künste noch bis zur Novemberrevolution 1918, also bis zum Ende des Kaiserreiches, ausgeschlossen. Das ist selbst innerhalb Preußens lange. Bereits seit 1908 war es Frauen möglich, sich an den wissenschaftlichen Universitäten, etwa in Berlin, einzuschreiben.
Ein solches Verbot bestand nicht an den kunstgewerblichen Ausbildungsstätten wie der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, die aber – so leistungsstark ihre Student*innen auch waren – nicht das Prestige einer Akademie besaßen. Frauen, die sich als Malerin oder Bildhauerin ausbilden wollten, mussten auf private Schulen ausweichen. So unterhielt der Verein Berliner Künstlerinnen eine Damenakademie, an der unter anderem Käthe Kollwitz als Lehrerin tätig war und an der Paula Modersohn-Becker studierte.
Der Ausschluss von Frauen an der Kunstakademie war im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts höchst umstritten. Die Hochschule für die bildenden Künste unter ihrem Direktor Anton von Werner geriet unter erheblichen Druck – die Forderung nach Zulassung des Frauenstudiums wurde lautstark erhoben. 1904 richtete eine Gruppe von Frauen, unter ihnen Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius und Julie Wolfthorn, eine Petition an den Akademiedirektor. Diese und weitere Eingaben, die im preußischen Abgeordnetenhaus und in der Presse Unterstützung fanden, zwangen die Hochschule, zur Frage des Frauenstudiums Stellung zu nehmen; die Position der Lehrenden wie der männlichen Studierenden blieb allerdings unbeweglich. Erst im Frühjahr 1919 nahmen die ersten Frauen ihr Studium auf.
Literatur
Die bildende Künstlerin. Wertung und Wandel in deutschen Quellentexten, 1855-1945, hg. v. Carola Muysers. Dresden 1999.
(enthält u. a. Dokumente zur Debatte um die Zulassung von Frauen an der Hochschule für die bildenden Künste Berlin)
Käthe, Paula und der ganze Rest. Ein Nachschlagewerk, hg. vom Verein der Berliner Künstlerinnen e. V. Berlin 1992.
(enthält biographische Daten zu den Künstlerinnen, die an der vom Verein getragenen Schule studierten oder lehrten)
Hinweis
Im Wintersemester 2011/12 veranstaltet die Universität der Künste Berlin die interdisziplinäre Ringvorlesung „Akademische Kunstausbildung und Frauenstudium”, in der nicht nur die Frage der Zulassung zum Studium, sondern unterschiedliche Aspekte der akademischen Kunstausbildung von Frauen thematisiert werden.
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