Vereinigte Staatsschulen für freie und angewandte Kunst 1924-1933

Im Jahr 1924 wurden die altehrwürdige Akademische Hochschule für die Bildenden Künste und die innovativere, dem Kunstgewerbemuseum angeschlossene Unterrichtsanstalt im Charlottenburger Gebäude Hardenbergstraße zusammengelegt. Sowohl Einsparungen als auch Reformen, insbesondere die Aufwertung der angewandten Künste, versprach sich der preußische Staat von dieser Maßnahme, deren Prinzip – Vereinigung von akademischer und kunstgewerblicher Ausbildung – dem Trend der Zeit entsprach.

Der Name des neuen Instituts ist wenig prägnant und hat sich langfristig nicht durchgesetzt: Vereinigte Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Direktor der neuen Schule wurde Bruno Paul, der die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums bereits seit Langem leitete. Diese Personalie zeigte, woher der Wind weht. In seiner Antrittsrede formulierte Paul die Aufgabe, eine „Generation von Künstlern” zu „erziehen”, die „das Niveau der Form aller […] Dinge” heben könne – Kunst sollte, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg propagiert, den Alltag der Menschen durchdringen.

An den Vereinigten Staatsschulen gab es drei Abteilungen: neben freier Kunst und angewandter Kunst stand nun als dritte Säule die Architektur. Zu den Lehrenden zählten der Maler Karl Hofer, die Graphiker Hans Meid und Emil Orlik und die Bildhauer Wilhelm Gerstel und Ludwig Gies sowie unter den Architekten Heinrich Tessenow – um nur einige zu nennen. Noch 1932 wurde Oskar Schlemmer berufen. Nach Bruno Pauls Rücktritt 1932, übernahm Hans Poelzig für kurze Zeit die Leitung des Instituts, ehe auch er nach der nationalsozialistischen Usurpation der Macht abgelöst wurde.

Felix Nussbaum, Student an den Vereinigten Staatsschulen, stellte 1931 in seinem ahnungsvollen Gemälde „Der Tolle Platz” die junge Künstler*innen-Generation, der er angehörte, den Akademiker*innen gegenüber. Im selben Jahr wurde mit einer neuen Satzung der Akademie der Künste deren lange institutionelle Verbindung mit den Hochschulen beendet.

Literatur

Eine hochschulgeschichtliche Monographie zu den 1920er Jahren fehlt bislang.