Haus ohne Adresse
Haus ohne Adresse
Frauen*, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, können in einem Frauen*haus Schutz finden. Die Adressen dieser Häuser sind geheim.
Wie kann sich die Selbstbestimmung der Frauen* in diesem Kontext des gemeinschaftlichen Wohnens auf Zeit räumlich manifestieren?
Aus den Erkenntnissen meiner Feldforschung habe ich ein Manifest zum feministischen, gemeinschaftlichen Wohnen in Frauen*häusern entwickelt und in einem Entwurf umgesetzt.
1. Der Ausbruch aus der Gewaltbeziehung und dem Abhängigkeitsverhältnis zu den Täter*innen bedeutet auch die Flucht aus der Fremdbestimmtheit. Der neue Wohnort soll den Frauen ermöglichen die Selbstbestimmung über ihre Wohnsituation zurück zu erlangen.
2. Die Großzügigkeit der Architektur steht im Kontrast zur Marginalisierung durch Sexismus, Rassismus und Klassismus.
3. Die bedarfsflexible Grundrissstruktur kann auf verschiedene Familienkonstellationen und unterschiedliche Bedürfnisse von Nähe und Distanz reagieren.
4. Unbezahlte Haus- und Carearbeit verhindert den Zugang zu Bildung und Erwerbsarbeit und schafft Abhängigkeitsverhältnisse und strukturelle Benachteiligung. Deshalb muss die Arbeit im häuslichen Kontext einfach zu erledigen, für die Gemeinschaft sichtbar sein und in attraktiven Räumen stattfinden.
Der Entwurf für ein neues Frauen*haus in Berlin, orientiert sich weder an Wohnformen für die Kernfamilie noch an solchen für Wohnheimen, weil ersteres zur Vereinzelung führt und nicht der Lebenssituation der Frauen* entspricht und letzteres strukturelle Machtverhältnisse zwischen den Bewohnerinnen* und Mitarbeiterinnen* begünstigt und somit einem selbstbestimmten Wohnen im Weg stehen könnte.