Das ästhetische Bildungspotenzial Raum wird in Schule und Hochschule häufig unterschätzt. Die Räume der grund_schule der künste wurden deshalb in Kooperation mit Künstler*innen konzipiert und gestaltet. Wir freuen uns, gemeinsam mit Kindern und Studierenden diese Räume zu erproben!
Die Räume der grund_schule der künste befinden sich in der UdK Berlin in der Bundesallee, im ehemaligen Hauptgebäude des Joachimthalischen Gymnasium, einem achsial symmetrisch angelegten, klassizistisch geprägten Bau aus dem Jahr 1880. Im Erdgeschoss, hinter vergitterten Fenstern, fügen sich die Räume in einen Bestand ein, der erst einmal nicht ideal für die gemeinsame Arbeit mit Kindern und Studierenden ist. Ziel war deshalb, in Kooperation mit Künstler*innen und Gestalter*innen Raumlösungen zu finden, die für die ästhetische und künstlerische Bildung anregende Lernumgebungen, eigene Orte sowie flexible Spielräume bieten. Unsere Aufgabe war dabei, aus der Bildungsperspektive genau zu formulieren, was der Raum können muss, ohne gestalterisch vorzugreifen.
Kooperation mit Olafur Eliasson
Olafur Eliasson stand vor der Aufgabe einen Raum zu gestalten, der sich durch eigene Orte sowie Gemeinschaftsraum auszeichnet. Kinder sollten die Möglichkeit erhalten, anders als üblicherweise in der Schule, aus unterschiedlichen Raum-Lage-Beziehungen heraus Bücher zu lesen und Bilder zu betrachten. Gleichzeitig sollte der Raum Studierenden ermöglichen, die Kinder zu beobachten ohne sie zu stören.
Bilderbuchwerkstatt
Betritt man die Bilderbuchwerkstatt, eröffnet sich einem eine vollkommen offen wirkende Waldlandschaft. Das Raumgefüge des circa 7,50 x 7,00 Meter großen Raumes wird dabei durch die raumhohe Vorspiegelung der zwei Seitenwände aus den Angeln gehoben. Die Spiegelscheiben an der Schnittstelle von Stämmen und Decke sorgen für ein optische Verlängerung der Bäume in die Höhe. Der Raum öffnet sich durch großflächige Fenster zu zwei Seiten. Die Verglasung mit Farbverlauf bietet Sichtschutz, lässt zugleich Tageslicht einfallen und sorgt für Farbspiele im Raum. Der Boden ist als bewegte Topografie gestaltet und mit farbigem Teppich ausgelegt: Die Bodengestaltung ermöglicht ein Sitzen, Liegen, Laufen, Klettern. Die Gestaltung des Bodens sprengt die konventionellen Grenzen des Raumes und zieht sich bis in den Vorraum hinein. Die Stämme des Lesewalds sind als Holzkonstruktion realisiert, gepolstert und mit farbigem Textil ummantelt. Eingelassen in die Stämme sind Regalfächer für Bücher, die in ihrer Maßstäblichkeit auf die Besucher der grund_schule abgestimmt sind.
Kooperation mit Judith Seng
Die Räume für Tanz, Theater, Musik und Bildende Kunst wurden als Kette von drei mit einander verbundenen Räumen realisiert. Anders als die Bilderbuchwerkstatt, die eine Lernumgebung gewissermaßen als „totale Installation“ und für die Kinder eine besondere Atmosphäre eröffnet, liegt der Schwerpunkt in der Kooperation mit Judith Seng auf der „erzählenden Wand“ als gestaltete Umgebung sowie auf der Schaffung von flexiblen Räumen als Spielfläche.
Studio
Ein besonderes Element des Eingangsbereichs zum Studio sind die handgedrechselten Garderobenhaken, die bewusst wie Spritzer an der Wand angebracht wurden und keiner linearen Logik folgen. Durch ihre individuelle Ausprägung und Anordnung regen sie Imagination und Fantasie an. Die Präsentationswand kann nicht nur von den Kindern selbsttätig „bestückt“ werden, sondern lädt darüber hinaus dazu ein, Bilder wie Objekte zu „mappen“ und in immer wieder neuen Anordnungen zu betrachten. Mobile Kofferschränke mit verspiegelten Innentüren, positioniert in der Nische zwischen Garderobe und Studio, dienen nicht nur als Aufbewahrungsort für Musikinstrumente, sondern schaffen darüber hinaus die Möglichkeit, Räume im Raum zu bilden und damit eigene Orte für die Kinder zu gestalten.
Digital-Analog-Tafel
Angesiedelt im Studio eröffnet die Digital-Analoge Tafel einen eigenen experimentellen Bildungraum. Die Kombination fest installierter und frei zu positionierender digitaler wie analoger Elemente regt an, analoges und digitales Schreiben und Zeichnen im weitesten Sinne in ihrer Differenz zu erfahren und miteinander zu verknüpfen.
Atelier
Räumlich flexibles Atelier, in dem Tische in unterschiedlichen Höhen sowie mit unterschiedlichen Arbeitsplatten zusammengebaut werden können. Das Material- und Stuhllager dient nicht nur funktional der Aufbewahrung sondern darüber hinaus der visuellen Präsentation. Die Lochbrettwand über der Werkbank bietet ebenfalls nicht nur die Möglichkeit Werkzeug zu befestigen und zu ordnen sondern über ihren Verlauf eine anregende Grafik: Struktur und Dichte der Löcher lösen sich nach oben hin auf.
Forschungswerkstatt
Die Forschungswerkstatt dient der Archivierung und Präsentation von Kinderzeichnungen. Sie verfügt über mobile Arbeitsplätze für die Mitarbeiter*innen der grund_schule der künste sowie über eine kleine Küche, die wie ein Kiosk geschlossen werden kann.