Gesang/Musiktheater
Das Studium verbindet die Bereiche Gesang, Darstellung und Musik – Studierende belegen unter anderem die Fächer Sprecherziehung, Stimmphysiologie, Klavier, Spieltraining, Musiktheorie und Musikgeschichte.
Opera in two parts by Peter Eötvös
Based on the play by Tony Kushner
Libretto by Mari Mezei · Commande du Théâtre du Châtelet
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Eine Produktion des Studiengangs Gesang/Musiktheater in Kooperation mit dem Symphonieorchester der UdK Berlin und den Studiengängen Kostümbild und Bühnenbild
Die Geschichte von Prior, der schwerkrank von seinem Freund Louis verlassen wird. Mit den Engeln dennoch wütend und verzweifelt um sein Leben schachert.
Die Geschichte von Louis, der Prior in größter Not im Stich lässt. Dem Schatten seiner Schuld dann nicht entfliehen kann.
Die Geschichte von Harper, die ihre Angst und frustrierte Liebe zu ihrem Ehemann Joe in Valium und Halluzinationen ertränkt.
Die Geschichte von Joe, der krampfhaft versucht, nicht schwul und Harper ein guter Ehemann zu sein, bis er verzweifelt alle Ketten sprengt.
Und von Roy Cohn, schwuler Schwulenhasser und skrupelloser Anwalt an der Seite McCarthys im New York der 80er Jahre, Mentor Donald Trumps. Verleugnet sich selbst sogar noch während er an AIDS verreckt.
Sie alle werden heimgesucht von Dämonen der Schuld und Todesangst, Engeln der Hoffnung, Visionen eines Lebens am anderen Ende der Welt, Antarktika, Utopia, Atlantis, da, wo die Gefühle gefrieren und man darum weder traurig noch blind vor Angst sein kann.
Über allem schwebt das Ende, der Tanz auf dem Vulkan, das Leben in einer von Fortschritt, Krankheit und menschlichem Ehrgeiz zerstörten, verlorenen, von Gott verlassenen Welt, die sich selbst retten müsste und es doch nicht vermag. Die Engel prophezeien ganz nebenbei den Reaktorunfall von Tschernobyl, die Apokalypse.
Trotzdem. Der todgeweihte Prior kämpft um sein Leben: „Bless me anyway“.
Der gefeierte Komponist Peter Eötvös richtet in seiner - nach seiner Uraufführung 2004 in Paris weltweit gespielten und nun erstmals in Berlin aufgeführten - Oper den Fokus auf die Seelenlandschaften der Figuren aus Tony Kushners gleichnamigem Epos. Eötvös verdichtet die siebenstündige Vorlage zu einem Porträt einer sich selbst vernichtenden Welt, in der dennoch der Lebenswille und die urtiefste Hoffnung des Menschen siegt.
Musikalische Leitung: Christian Schumann
Regie: Isabel Hindersin
Bühne: Iris Christidi
Kostüme: Sophie Peters
The Angel: Xenia Cumento (27. und 29.06.19) / Lisa Ziehm (28. und 30.06.19)
Harper Pitt, Ethel Rosenberg: Devi Suriani (27. und 29.06.19) / Yehui Jeong (28. und 30.06.19)
Hannah Pitt, Rabbi Chemelwitz, Henry: Verena Tönjes (27. und 29.06.19) / Yixuan Zhu (28. und 30.06.19)
Joseph Pitt: Benjamin de Wilde (27. und 29.06.19) / Christoph Brunner (28. und 30.06.19)
Prior Walter: Benjamin Popson (27. und 29.06.19) / Kyoungloul Kim (28. und 30.06.19)
Louis Ironson: Alexander Fedorov (27. und 29.06.19) / Gregor Novak (28. und 30.06.19)
Belize, Mr Lies, Bronx Woman: Eduardo Rojas (27. und 29.06.19) / TaeKyu Kim (28. und 30.06.19)
Roy Cohn: Daniel Nicholson (27. und 29.06.19) / Jinsei Park (28. und 30.06.19)
Vokalensemble: Johannes Blank, Kateryna Chekhova, Pablo Helmbold, Aurora Marthens; Marlene Metzger, Kamila Maria de Pasquale, Stanislav Prunskij
Symphonieorchester der Universität der Künste Berlin
Berliner Erstaufführung
Premieren am 27. und 28.06.19
Weitere Vorstellungen am 29.* und 30.06.19*
jeweils 19.30 Uhr
UNI.T - Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1 B, 10623 Berlin
* Übertragung per Live-Stream auf www.livestream.udk-berlin.de
Eintritt: 12 Euro, erm. 6 Euro
Video: Martin Wolf Film
Videoproduktion: Dr. Michaela Conen (Marketing UdK Berlin), Patrick Reu (Künstlerisches Betriebsbüro), Alf-Tobias Zahn (Studio GOOD)
Bei dieser Einführungsmatinee in Anwesenheit des Produktionsteams haben Sie die Gelegenheit, Einblicke in die Produktion zu gewinnen.
23.06.19, 11.00 Uhr
UdK Berlin, Probensaal, Bundesallee 1-12, 10719 Berlin
Eintritt: frei
"Die Inszenierung von Isabel Hindersin ist dicht, bewegt und ohne Peinlichkeiten. […] Iris Christidi aus der Bühnenbild-Klasse nutzt die Drehscheibe mit dem Mittelaufbau einer steilen Treppe sinnvoll für die raschen Szenenfolgen und die sich überlagernden Räume. Sie reduziert die jeweiligen Topoi eigenwillig auf deren Details, […] eine große, kreisrunde Projektionsfläche dient für die Umrisse der Engels-Erscheinungen als Video-Design. Bis hinein in überdrehte Outfits durch die Kostümbild-Studentin Sophie Peters (der schwule Krankenpfleger in silberner Paillettenhose und auf Plateausohlen) ergibt sich ein fesselnder Musiktheaterabend, witzig und gekonnt im Einsatz der Mittel. […]
Beeindruckend, dass es der Universität der Künste gelingt, diese Oper mit den erforderlichen acht multiplen Solist*innen durchwegs doppelt zu besetzen. Auch im Orchestergraben, wo der junge Dirigent Christian Schumann Akzente souverän setzt und Klangflächen-Strukturen koordiniert, gibt es nur zwei Gäste: einen E-Gitarristen und den Spieler der seltenen Kontrabassklarinette. Streicher, Holz inklusive Saxophon, Blech und Schlagzeug, klassische Gitarre, Celesta und Hammondorgel des Symphonieorchesters der UdK Berlin sind hingegen aus den eigenen Reihen der Studierenden besetzt – und das makellos.
Am Premierenabend gefielen besonders der Counter Eduardo Rojas als tanzende Werbefigur und als Krankenpfleger sowie Daniel Nicholson, überragend in der gerissenen Verkörperung des historischen Trump-Vorkämpfers Roy Cohn […], Benjamin Popson verfügt als Prior Walter darstellerisch und stimmlich über zahlreiche Facetten: vom tuntigen Springinsfeld über die immer dramatischere Gestaltung der Krankheit, bis hin zu deren schließlicher Überwindung, eine Leistung in großem Format.
Am Ende einhelliger Jubel für alle Beteiligten auf, unter und hinter der Bühne, für das Regieteam und auch für den anwesenden Komponisten […]: ein besonderer, später Höhepunkt der Berliner Opernsaison." (Peter P. Pachl, nmz)
"Peter Eötvös saß übrigens im Publikum und kam am Ende erfreut mit auf die Bühne. Dass diese Profis alle ziemlich jung und anziehend sind, macht einen zusätzlichen Reiz der Aufführung aus. […]
Gleich in zwei Besetzungen wird Angels in America an der UdK aufgeführt, schließlich ist dies auch eine Übung. Sowohl für die Sänger wie für das Symphonieorchester der UdK, das von Christian Schumann geleitet wird, ist dies eine große Herausforderung, die mit Dissonanzen gespickte Musik verlässt sich nirgendwo auf Konventionen oder eingängige Melodiebögen. Worte und Töne müssen passgenau zusammenrutschen, was gut gelang." (Katrin Bettina Müller, taz)
"Für die Berliner Erstaufführung der Opernadaption von Tony Kushners preisgekröntem Theaterstück Angels in America aus dem Jahr 1991 haben die Studierenden der Universität der Künste eine gelungene, teils mitreißende Inszenierung geschaffen. Die Handlung dreht sich wortwörtlich um diese Himmelstreppe: tragische Schicksale von Menschen, die im New York Mitte der achtziger Jahre angesichts von Stigmatisierung und Homophobie verzweifelt nach Erlösung suchen. Geister und Dämonen erscheinen, und sie alle haben ihre ganz eigenen Visionen für die Leidenden. […]
Diesen ernsten und immer noch aktuellen Stoff verwandeln die Darstellerinnen und Darsteller, von denen viele schon in internationalen Konzerthäusern auftreten, auch dank der großartigen Kostüme in eine kurzweilige Inszenierung mit viel Humor und Leichtigkeit." (Jakob Wittmann, Der Tagesspiegel)