MELUSINE
MELUSINE
Oper von Aribert Reimann
Eine Produktion des Studiengangs Gesang/Musiktheater in Kooperation mit den Studiengängen Bühnenbild und Kostümbild der Universität der Künste Berlin und den Brandenburger Symphonikern
Aribert Reimanns auf ein Schauspiel von Yvan Goll zurückgehende Oper erzählt von der Rätselhaftigkeit und Unbegreifbarkeit unseres Daseins, vom Zerschellen eines Naturgeschöpfs an der sogenannten zivilisierten Welt.
Die Uraufführung wurde 1971 zum Durchbruch des Opernkomponisten Reimann. Viele Jahre war er Professor für zeitgenössisches Lied an der UdK Berlin, eine Position die eigens für ihn geschaffen wurde. Mit der Aufführung von MELUSINE gratuliert der Studiengang Gesang/Musiktheater seinem emeritierte Professor zum 80. Geburtstag.
Musikalische Leitung: Errico Fresis
Regie: Frank Hilbrich
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lisa Mareike Poethke
Melusine: Karola Sophia Schmid (07. und 09.07.16) / Irina Jae-Eun Park (08. und 10.07.16)
Pythia: Farrah El Dibany (07. und 09.07.16) / Alexandra Ionis (08. und 10.07.16)
Madame Lapérouse: Ena Pongrac (07. und 09.07.16) / Geneviève Tschumi (08. und 10.07.16)
Oleander: SeungYeop Lee (07. und 09.07.16) / Daniel Arnaldos (08. und 10.07.16)
Graf von Lusignan: Jonas Böhm (07. und 09.07.16) / SungJin Lee (08. und 10.07.16)
Geometer: Yilin He (07. und 09.07.16) / Taejong Kim (08. und 10.07.16)
Maurer (2. Herr): Theo Rüster (07. und 09.07.16) / Christoph Bichsel (08. und 10.07.16)
Architekt (1. und 3. Herr): Ya-Chung Huang
Oger: HyunMin Kim (07. und 09.07.16) / Matwej Korshun (08. und 10.07.16)
Sekretär: Christoph Brunner
1. Dame: Marie Sofie Jacob
2. Dame: Aiko Bormann
3. Dame: Pauline Jordan
Premieren am 07.* und 08.07.16*
Weitere Vorstellungen am 09. und 10.07.16
jeweils 19.30 Uhr
UNI.T - Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1 B, 10623 Berlin
* Übertragung per Live-Stream auf www.livestream.udk-berlin.de
Eintritt: 10 Euro, erm. 5 Euro
Einführungsmatinee: MELUSINE
Bei dieser Matinee in Anwesenheit des Komponisten und des Regieteams haben Sie die Gelegenheit, Einblicke in die Produktion zu gewinnen. Musikalische Beiträge aus dem Vokalwerk Reimanns umrahmen die Veranstaltung.
03.07.16, 11.00 Uhr
UdK Berlin, Probensaal, Bundesallee 1-12, 10719 Berlin
Eintritt: frei
Fotos
Kostümfigurinen
Pressestimmen
"Trotz des reichen Kolorits der virtuos instrumentierten Partitur verfällt Reimann nie ins Illustrieren; die Textbilder mögen manchen Klang und manche Figur angeregt haben - erst durch eine gewisse Abstraktheit der stilistisch höchst konsequent geschriebenen Musik erlangt sie ihre expressive Verbindlichkeit und psychologische Eindringlichkeit.
Das alles indes wird nur deswegen so deutlich, weil die Aufführung weit über dem Niveau einer Hochschulproduktion liegt. Hilbrichs Inszenierung ist schlüssig und dank der Bühne Lisa Käpplers und der Kostüme Lisa Mareike Poethkes bildstark. Errico Fresis dirigiert die Brandenburger Symphoniker so umsichtig wie klangsinnlich.
Nahezu unglaubliches vollbringt die Sopranistin Karola Sophia Schmid in der Titelpartie, deren absurd schwere, auf und ab gezackte Linien sie zu melodischem Ausdruck verinnerlicht - und dazu eine schauspielerische Beweglichkeit zeigt, die das Melos in Gesten übersetzt.
Fremd bleibt sie in dieser Welt: Der Tenor Seung Yeop Lee als Oleander und die Mezzosopranistin Ena Pnograc als Madame Lapérouse bringen einen geharnischten Humor auf die Bühne, bei dessen Trockenheit und Abgründigkeit einem das Lachen vergeht - Verständnis findet man bei diesen Typen nicht.
Aber auch die Mezzosopranistin Farrah El Dibany als Pythia bietet ihr keine Heimat, sondern manipuliert sie mit ihrer Traurigkeit und Aggression. Erst Jonas Böhm als Lusignan erscheint als Mitmensch: Sein ruhig deklamierender Bariton eröffnet ihr ein anderes Singen, eine andere Welt - und dennoch entziehen sich die beiden einander." (Peter Uehling, Berliner Zeitung)
"Die UdK Berlin, an der Reimann jahrelang die eigens für ihn geschaffene Professur für zeitgenössisches Lied bekleidete, gratulierte dem Komponisten zu seinem 80. Geburtstag mit einer rundum gelungenen, professionellen Produktion seiner frühen, 1971 in Schwetzingen uraufgeführten Oper „Melusine“. [...]
Besondere Bedeutung erlangt die Neuinszenierung durch das Dirigat von Errico Fresis, der in einem lesenswerten, umfangreichen Aufsatz im Programmheft die autobiografische Ebene dieser, „Claire-Mélusine“ gewidmeten musikdramatischen Vorlage erschreckend aufschlüsselt [...].
Die tief verwurzelte Analyse setzt Fresis mit den Brandenburger Symphonikern trefflich [...] um [...]. Über sich selbst hinaus wächst der Dirigent nach einem der schönsten Liebesduette jüngerer Musiktheaterliteratur beim aufgeladenen Zwischenspiel, dessen innere Stimmen, kommendes Unheil verkündend, hier zu den Schreckgedanken des Grafen und der inneren Stimme der Melusine werden.
Auf Künstlichkeit, mit stark verlangsamten Bewegungen, setzt die Inszenierung von Frank Hilbrich, mit teilweise gedoubelten Figuren. Ein an einem langen Faden von der Galerie aus gesteuerter, musikalisch und dramaturgisch als alter Ego der Titelpartie in seinem Aquarium bewegter Koi, wird bisweilen aus dem Glas herausgeholt, bedroht und malträtiert. Er liegt am Ende als Leiche vor den Drahtziehern des Geschehens, der Mutter (Ena Pongrac; eindrucksvollster Moment ist das Herauswürgen des Wortes „Künstler“) und ihrem Ex- Liebhaber, dem Makler Oleander (Seung Yeop Lee).
[...]. In der Neuinszenierung der „Melusine“ an der UdK gestaltet die Mezzosopranistin Farrah El Dibany die Göttin [Pythia] mit dramatischer Schlagkraft als ein Faszinosum zwischen Pennerin und Magierin.
Die körperliche Zweiteilung zwischen Ratio und Emotio bei der leidvoll mit Verbänden eingeschnürten Melusine, noch vor dem Erlangen ihres Fischschwanzes, macht der Regisseur deutlich, indem er ihren Körper in zwei Hälften teilt, die an den Rändern des zweiten Bühnenrahmens zappeln, der Lisa Käpplers Bühnenraum auf der Drehscheibe teilt. Aus dem Schnürbodenhimmel senken sich Plastikbahnen als ein Bild von Wasser und Natur herab [...]. Auf diese Weise entsteht eine Außenlandschaft aus Plastikfolien. [...]
Sopranistin Karola Sophia Schmid vollbringt als Melusine, mit dreigestrichenen d, es und f, Großartiges und vermag auch darstellerisch als lianenhaft schlangenartige Erscheinung zu überzeugen. [...]
Reimanns „Melusine“ hat seit ihrer Uraufführung nichts an Bühnenwirksamkeit und musikalischer Stringenz eingelöst, insbesondere da es heute, nach 45 Jahren, von jungen Stimmen mit sehr viel größerem Selbstverständnis und scheinbarer Mühelosigkeit so ausgeführt werden kann, wie der Komponist es konzipiert hatte. Die spannungsgeladene Aufführung springt unmittelbar auf das Publikum über.
Nach der dritten Aufführung dankte berechtigt stürmischer Beifall allen Beteiligten (der durchwegs doppelt besetzten Produktion) und dem anwesenden Komponisten." (Peter P. Pachl, nmz)