Grüne Genealogien der Freiheit. Friedrich Karl von Mosers Garten in Darmstadt-Bessungen

Quelle: Wernersche Verlagsgesellschaft

Johanna Söhnigen

 

„Endlich erhob sich ein neuer Geschmack in den Gärten, der engländische, der dem französischen fast ganz entgegengesetzt ist“, vermerkte 1779 Christian Cay Lorenz Hirschfeld mit offensichtlichem Wohlgefallen in seiner einflussreichen Theorie der Gartenkunst. Mit der Publikation hoffte er, „zu den Fortschritten dieser schönen Revolution“ beitragen zu können. Der Kieler Philosophieprofessor war mit der Hinwendung zu dem neuen Gartenstil keine Ausnahmeerscheinung. Viele Intellektuelle begeisterten sich in dieser Zeit für die ,englisch‘, ,landschaftlich‘ oder ,natürlich‘ genannte Gartenästhetik. „Im 18. Jahrhundert“, schreibt der englische Gartenhistoriker Christopher Thacker, „gab es im westlichen Europa kaum einen Dichter, Maler, Politiker oder Philosophen, kaum einen kleineren oder größeren Landbesitzer, der nicht an der Gartenkunst Anteil genommen, darüber geschrieben oder gesprochen oder zumindest Gärten besucht hätte.“ Ein wichtiger Grund für den Erfolg der sogenannten ,Gartenrevolution‘ lag darin, dass die ,natürlich‘ gestalteten Parklandschaften zu Symbolträgern der bürgerlichen Ideen von Freiheit und Gleichheit avancierten.

Doch obwohl der fundamentale theoretische und publizistische Beitrag des aufgeklärten Bürgertums zur landschaftlichen Ästhetik unstrittig ist, wird sie bislang überwiegend anhand der großen herrschaftlichen Gartenanlagen überliefert. Es herrscht in der Gartenwissenschaft die Überzeugung vor, dass die Bürgerlichen nicht „direkt an der praktischen Gartenrevolution“ teilgenommen hätten.

Die ,Verfälschung‘ der aufgeklärt-freiheitlichen Gartenästhetik zum feudalen Herrschaftsinstrument lässt indessen die Frage nach einem ,Original‘ entstehen, dessen Gartenprogramm im Gegensatz dazu mit den emanzipatorischen Ideen übereinstimmte. Als ein solches Beispiel wird hier der Lustgarten vorgestellt, den der hessen-darmstädtische Landespräsident Friedrich Karl von Moser ab 1775 zwischen Darmstadt und Bessungen anlegen ließ.

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