Protest in der Stadt

Quelle: Benjamin Brenner

Protest in der Stadt

ÄSTHETISCH-POLITISCHE INTERVENTIONEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Niloufar Tajeri: „Fassadenkopie Kiezutopie: Verteidigung und Aneignung am Hermannplatz"

Donnerstag, 15.Juni 19Uhr

Aktivismus und Wissen sind nicht voneinander zu trennen: Informationen zu erlangen, Zusammenhänge herzustellen und verkörpertes, marginalisiertes Wissen sichtbar zu machen bilden die Grundlage für die Entwicklung aktivistischer Taktiken und Kommunikationsstrategien. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit zu mobilisieren, und hier spielen neben Fakten auch Affekte und Imaginationen eine Rolle. Welche anderen Zukünfte können wir uns vorstellen, wie stellen wir uns ein besseres Leben vor?

Die Geografin Ruth Wilson Gilmore sieht genau darin eine Gemeinsamkeit von Aktivismus und Forschung und damit auch künstlerischer bzw. architektonischer Forschung.

Im Vortrag werden anhand der eigenen Erfahrungen am Hermannplatz Protestformen, Artikulationen und forschende bzw. künstlerische Praktiken diskutiert und erörtert, welches Wissen und welche Imaginationen darin zum Vorschein kommen.

 

 

Tobias Morawski: Das Kollektiv ist die Kunst

Donnerstag, 22. Juni 19Uhr

Seit fast zwei Jahrzehnten finden sich unter dem Label Reclaim Your City (RYC) Künstler*innen und Gruppen zu kollektiv organisierten Ausstellungen, Wandmalaktionen, Kongressen und temporären Besetzungen zusammen. Das Buch BITTE LEBN des RYC-Netzwerks dokumentiert diese Bewegung, fragt aber auch nach den Grenzen künstlerischer Aktionsformen. Ein Fotovortrag über utopische Strukturen im urbanen Raum.

Links: https://hitzerot.com/product/bitte-lebn/    https://notanatlas.org/book/ 

 

 

Anna Yeboah: Dekoloniale Erinnerungskultur in Berlin

Donnerstag, 29.Juni 19Uhr

Berlin war als brandenburgisch-preußische Residenzstadt und später Reichshauptstadt politisches Entscheidungszentrum des deutschen Kolonialreichs und ein prominenter Ort für koloniale Wissenschaften, Technik- und Kulturproduktion. Hier fand 1884/85 die folgenschwere Berliner Afrika-Konferenz statt – ein Schlüsselmoment für das europäische Kolonialprojekt, bei dem koloniale Grenzziehungen auf dem afrikanischen Kontinent konsolidiert wurden. Als Hauptstadt eines imperialen Staates war Berlin bereits im späten 19. Jahrhundert Ziel für koloniale Migration – insbesondere aus den deutschen Kolonien – und entwickelte sich so zu einem internationalen Zentrum antikolonialen Widerstands. Lange verdrängt und ausgeblendet, gewinnen diese historischen Ereignisse und Entwicklungen seit kurzen an Präsenz: auf Initiative zivilgesellschaftlicher Gruppen und der Community entstehen endlich Erinnerungs- und Aufarbeitungskonzepte die einen kritischen Umgang mit der Kolonialität der Stadt fordern und die städtischen Erinnerungskultur transformieren. Das Modellprojekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt ist ein Versuch neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Institutionen und kritischer Zivilgesellschaft zu finden und so trotz der inhärent prekären und lückenhaften Quellenlage in öffentlichen Archiven kolonialisierte Menschen als Subjekte und als immanenten Teil der Berliner Stadtgeschichte zu rekonstruieren.

Links: http://www.dekoloniale.de

 

 

Friederike Häuser: Graffiti - Interdisziplinäre und kontemporäre Perspektiven.

Donnerstag, 6.Juli 19Uhr

Zerstörerische Schmiererei? Was als rebellische Jugendkultur der amerikanischen 1970er Jahre erzählt wird, ist weitaus facettenreicher und komplexer. Graffiti als umstrittenes Phänomen birgt enormes wissenschaftliches Potenzial, das trotz der Omnipräsenz im öffentlichen Raum übersehen ist. Graffiti bewegt sich heute zwischen Kriminalität und Kunstmarkt und bleibt dabei eine Subkultur, die durch ihre Regeln und Chiffren für die Außenwelt oft verschlossen bleibt. In diesem Sammelband stellen die AutorInnen einen interdisziplinären Blick auf das Thema her und bieten damit einen einzigartigen Einblick.

Links: https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/produkte/details/46421-graffiti.html

 

Lauratibor - Oper als Protest / Protest als Oper

Donnerstag, 15.Juli 19Uhr

Das Kollektiv Lauratibor ist entstanden aus der langjährigen Zusammenarbeit  organisierter Bewohner*innen, Gewerbe und Initiativen im Reichenberger Kiez in Berlin-Kreuzberg, zwischen Künstler*innen und Aktivist*innen. 2020-2022 arbeitete das Kollektiv zum Thema Gentrifizierung an der Oper „Wem gehört Lauratibor?“ als neuer Protestform im öffentlichen Raum. Die Oper erzählt die Geschichten von Verdrängung und Widerstand in der Nachbarschaft in Form einer großen Sage. Nach der Uraufführung als Demonstration mit mehr als 2000 Teilnehmenden auf der Reichenberger Straße folgten u.a. Aufführungen auf dem Mariannenplatz und vor einem von Wohnungslosen besetzten Haus in Berlin-Mitte sowie auf dem Opernfestival in Kopenhagen.

Welchen künstlerischen und aktivistischen Traditionen folgt die Arbeit an der Protest-Oper? Welche ästhetischen und räumlichen Strategien konstruiert und nutzt sie? Welche Bedeutung hat Lauratibor für die Berliner Mietenbewegung? Zu welchen neuen Formen der Intervention inspirieren bestehende künstlerisch-aktivistische Ansätze?

Links: https://www.lauratibor.de