In ihrem Dokumentarprojekt Bacha Posh portraitieren Yalda Afsah und Ginan Seidel ein
13 jähriges Mädchen, das in Mazar-e-Sharif, Afghanistan als Junge aufwächst. Die Video-Installation basiert auf dem bei den Dreharbeiten zu dem Kurzfilm Boy entstandenen Material. Bacha Posh ist eine um zusätzliche Szenen erweiterte Version des Kurzfilms, die auf die spezifische Rezeptions-Situation des Ausstellungsraums abgestimmt ist.

Bacha Posh bedeutet, ein Mädchen von klein an als Junge zu kleiden und in dieser Tradition zu erziehen. Hintergrund dieser Tradition ist der Glaube daran, dass dadurch in einer Familie, in der es keine männlichen Nachkommen gibt, das nächstgeborene Kind ein Junge wird.
So geschehen in der Familie, die der Film zeigt. Die Protagonistin weigert sich jedoch, wie vorgesehen, danach ihre angenommene männliche Rolle wieder abzulegen. Die beiden Screens der Installation zeigen korrespondierend in langen Fahrten eingefangene Ansichten der Stadt und Szenen aus dem Privatleben der Protagonistin und ihrer Familie.

Die Installation Bacha Posh und der Kurzfilm Boy sind Arbeiten über Rollenmuster, Zwänge und den Kampf um Freiheiten im Kontext einer traditionellen Gesellschaft. Sowohl die Installation, als auch der Film begegnen der Protagonistin auf behutsame, respektvolle Weise, ohne sie vorschnell für vorgefertigte Diskurse und Haltungen zu instrumentalisieren. Bacha Posh und Boy gelingt es, ein komplexes Bild des Alltags der Protagonistin zu vermitteln und dem Zuschauer auf berührende Weise einen Einblick in einen ungewöhnlichen Lebensweg zu ermöglichen.

Thomas Arslan

Disc-Type: DVD-9
Länder-Code: 0
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprache: Dari
Untertitel: ENG, DEU
Screenmenüs: ENG, DEU
Gesamtlaufzeit: 73 Min.

Herausgeber: Filminstitut der Universität der Künste Berlin
Projektleitung: Björn Speidel
Redaktion: Prof. Thomas Arslan
Authoring, Layout: Björn Speidel