Songs from the Nickel

Quelle: Filminstitut

Die Pathologie der Armen

Wer nachts Downtown L.A. durchkreuzt, wird Zeuge einer müden, schlurfenden, versprengten Völkerwanderung. Tagsüber kriegt man diese Leute kaum zu Gesicht. Erst in der Abenddämmerung erwachen sie zu einem Leben am Rande der Erschöpfung. Die Stadt hat ihr Zentrum den Unbehausten überlassen. Sie beanspruchen einen möglichst geringen Raum. Sie haben ein Leben gelernt, das sich aus der Ohnmacht speist. 
Das ist der Punkt, den der Film von Alina Skrzeszewska ausgesucht hat: Lebenssituationen in der Schwebe nach unten. Noch sind die Leute nicht aufs nackte Pflaster geschlagen. Sie leben in den zahlreichen billigsten Hotels, andere haben Unterschlupf in Kellergewölben gefunden, im dritten Stockwerk unter der Erde, von dem keiner im Gebäude drüber weiß. Es gibt auch solche Personen, die unter den Brücken wohnen. Aber sie schaffen es, dass die Wohnung respektiert wird, als hätte sie eine verschlossene Tür. 
All diese Leute sind gewissermaßen die Kleinbürger unter den Obdachlosen: sie zeigen noch Initiative, können noch bescheidene Einkünfte erzielen. Geld, das zu einem Leben in bescheidener Austerität reicht. Es reicht auch zu einem artikulierten Selbstbewusstsein: sie können Geschichten erzählen: meistens die eigene Lebensgeschichte, mythisch verziert mit Entschuldigungen und Selbstbezichtigungen. Der eine spielt ein Instrument, der andere hat seine Golfschläger neben dem Bett, und jener preist seinen Geschäftssinn, als hörte das Finanzamt zu. 
Der Film gewährt einen Einblick in die Pathologie der Armut. Vor unseren Augen staffeln sich brutale Schicksale, früh verbrauchte Physiognomien und schiefgelaufene Lebensperspektiven. Alina Skrzeszewska hat einen großartigen Film gemacht - durchbrochen von illusionären Träumen, kaum bezähmter Tatkraft und tristem Elan.

Disc-Type: DVD-9
Länder-Code: 0
Bildformat: 4:3
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprache: ENG, D
Untertitel: D, ENG
Screenmenüs: D, ENG
Gesamtlaufzeit: 190 Min.

www.songsfromthenickel.com

Herausgeber: Filminstitut der Universität der Künste Berlin
Projektleitung: Björn Speidel
Redaktion: Prof. Heinz Emigholz, Prof. Thomas Arslan
Designkonzept: Stephanie Piehl
Authoring, Layout: Björn Speidel