Nachruf auf Prof. Dr. Christoph Richter, gestorben am 26. Oktober 2020

Christoph Richter wirkte von 1973 bis 2000 als Professor für Musikpädagogik an der UdK Berlin und ihren Vorgängerinstitutionen. In dieser außergewöhnlich langen Tätigkeit hatte er in leitender Funktion entscheidenden Anteil am Aufbau und an der Weiterentwicklung der Lehramtsstudiengänge. Als Dekan und Erster Vizepräsident stellte er sich vielfältig in den Dienst der UdK Berlin und begleitete Generationen von Studierenden in das Berufsleben.

Mit Christoph Richter verlieren die Fakultät Musik und das Institut für Musikpädagogik einen Menschen, Pädagogen und Wissenschaftler, der zu den renommiertesten Vertretern seines Faches im deutschsprachigen Raum zählt. Publikationstitel wie „Der Musikunterricht gehört den Schülern“, „Musikunterrichts von ,unten‘“ oder „Überlegungen für eine musikpädagogische Hochschullehre von ‚unten’“ zeigen das ihm eigene Denken und sein pädagogisches Anliegen: Christoph Richter stand für eine Haltung, die sich stets an den Perspektiven der Menschen sowie Wesensmerkmalen der Musik und des Musizierens ausrichtete. Die lange Reihe erfolgreicher Promovend*innen gibt Zeugnis von der Nachhaltigkeit seines Wirkens.

Sein Bestreben, wissenschaftliche Musikpädagogik zuvorderst von den Menschen bzw. ihrer Musik und nicht von Theorien oder Methodologien aus zu denken, vertrat Richter mit der für ihn kennzeichnenden Überzeugung. Für Grenzen zwischen einzelnen Fächern und Disziplinen war in seinem musikalischen Kosmos kein Platz: Die Entwicklung der Instrumental- und Gesangspädagogik  ist seit den 1980er Jahren aufs Engste mit der Person und dem Wirken Christoph Richters verknüpft. Musikvermittlung in einem weiten Horizont war in seinem theoretischen Denken bereits angelegt, noch bevor deren gesellschaftliche Bedeutung sich in den heute selbstverständlichen Formen konkretisierte. Mit der Herausgabe der Zeitschrift „Diskussion Musikpädagogik“ ermöglichte Richter einen Ort des fachlichen Austauschs, der sich stets am Puls der Zeit befand und sich immer wieder neuesten Einflüssen öffnete. In der von ihm ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Musik für Laien und Liebhaber“ schließlich zeigte sich Christoph Richter bis ins hohe Alter als leidenschaftlicher Musikvermittler und Musikpädagoge.

Die Sichtbarmachung von Menschen, ihren Interessen und Vorstellungen im Umgang mit Musik – gerade auch von denjenigen, die in der Musikpädagogik wenig Berücksichtigung finden – tragen wir als einen von vielen wichtigen Impulsen Christoph Richters in die Ausbildung von angehenden Musiklehr*innen weiter. Um diesen Auftrag abschließend mit den Worten Richters auszudrücken: "Jeder Musikunterricht sollte mit Erfahrungen der Betroffenen aus ihrem bisher gewonnenen Musikleben beginnen – ganz gleich, ob er nach dem Kindergarten oder Kinderzimmer beginnt, in oder nach der Grundschule, in weiterführenden Schulen oder auch später während des Berufslebens oder nach ihm aufs Neue. […] Deswegen ist Musikunterricht auch nicht auf gültige Ziele gerichtet, sondern auf lebendiges Handeln ,ohne Ende‘."

 

Das Kollegium des Instituts für Musikpädagogik der Universität der Künste Berlin